Lasst uns eine Orgie feiern – über Sexorgien und Swingerparties

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Loading...Sexorgien und Swingerparties

Das Wort Orgie stammt aus dem griechischen und bezeichnete ursprünglich die geheimen Riten im Kult des phallischen Rauschgottes Dionysos. In der Neuzeit wird ‚Orgie‘ als Überbegriff für gemeinschaftliche Handlungen, die bewusst gegen ‚die guten Sitten‘ verstoßen, verwendet.

Egal ob es sich dabei um „Das große Fressen“ oder „Bacchanale“, ein gigantischs erotisches Kuddelmuddel schwuler und heterosexueller Akte handelt. Ein Rückblick in die Antike und Berichte von zwei orgiastischen Veranstaltungen zeigen jedenfalls, dass die „gute alte Zeit“ auch recht versaut war und machen vielleicht Lust darauf, einmal selbst dahingehend aktiv zu werden.

Dionysos – wie alles begann …

Wie könnte es anders sein: Dinoysos war das Ergebnis eines Seitensprungs – und daher prädestiniert für die Schwächen der Menschen. Dionysos war ein Sohn des ewig untreuen Zeus mit Semele, einer Sterblichen. Als Mutter werden aber auch Demeter oder Io (beide Korngöttinnen), Persephone (eine Unterwelt- und Erntegöttin) sowie Lethe (eine Göttin der Unterwelt) genannt.

Entsprechend des nicht ganz eindeutigen Ursprungs war auch sein Image am Olymp schlecht. Zudem schockierte er seine Mitgötter mit einem selbst für die nicht als zimperlich bekannte griechische Götterdynastie extrem ausschweifenden Lebenswandel. Kurz zusammengefasst: dieser ausschweifende Lebenswandel des oft schon am Vormittag betrunkenen Gottes des Weines, der Freude, der Trauben, der Fruchtbarkeit, des Wahnsinns und der Ekstase, mokierte die Mitbewohner des Olymp.

Es scheint, dass kein anderer griechischer Gott der Wesensart der Menschen näher war als Dionysos. Auch in seiner Widersprüchlichkeit war er den Menschen ähnlich: Einerseits ist Dionysos ein lustiger, harmloser Gott des Weines, andererseits aber auch ein Gott der Raserei – und der Ekstase.

Was ist eigentlich eine Orgie?

Zunächst ging es bei den geheimen Riten im antiken Griechenland um mythische Nachtgebete rund um die Verehrung von Dionysos. Die Anbetung des Gottes umfasste Tanz, Musik, Trinken, Essen und Tieropfer. Sex war zunächst kein expliziter Teil der Orgien, der sexuelle Kontakt war lediglich die logische Folge des ekstatischen Feierns.

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Die Römer übernahmen viele der griechischen Traditionen, so auch jene rund um Dionysos – nur hieß der Gott der Ekstase bei den Römern Bacchus. Der Bacchuskult unterschied sich kaum vom Dionysoskult – auch hier wurde getrunken, getanzt und ausgelassen gefeiert. So entstanden die Bacchanalien, die sich ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. zu volksfestartigen, vollkommen entfesselten Massenorgien steigerten.

Es trieben also nicht nur die alten Griechen ziemlich bunt, Alkohol und ausschweifender Sex waren auch im römischen Reich allgegenwärtig. Wein gehörte quasi zu den Grundnahrungsmitteln und Sex war an jeder Straßenecke für wenig Geld zu kaufen. Die Gelage der römischen Oberschicht gelten nicht zu Unrecht bis heute als Inbegriffe der Dekadenz. Die Ruinen von Pompeji bestätigen, dass ein ausschweifende Lebenswandel und Orgien fixer Bestandteil des römischen Lebensstils waren. In diesem Sinn lohnt auch ein Besuch in Pompeji allemal, auch wenn Sie kein ausgewiesener Kultur- oder Altertumsfreak sind.

Nach und nach bildete sich eine gewisse Grundstruktur einer Orgie, wie wir sie bis heute kennen und definieren, heraus. Orgienteilnehmer streben danach, einander durch sinnliche Handlungen zu überbieten und erotisch zu reizen.

Sie treten ständig in Wechselwirkung und Interaktion, sind Handelnde und Zuschauer, zugleich, aktiv und passiv, Akteure und Zulassende. Ziel ist es, in einem Rausch der Sinne zu versinken, alle Grenzen fallen zu lassen. Erlaubt ist alles, solange es sich bei den Teilnehmern um erwachsene Menschen bei vollem Bewusstsein handelt, die Vereinbarungen getroffen und Grenzen definiert haben.

Bis heute kann sich kaum jemand der ‚Faszination Orgie‘ entziehen. Nach wie vor übt das Wort den Reiz des Verbotenen aus – auf die einen wirkt es begeisternd, auf die anderen abstoßend – aber kalt lässt ‚eine Orgie‘ niemanden. Der Begriff, der im allgemeinen Sprachgebrauch lustvolle Hemmungslosigkeit meint, beflügelt die Phantasie der Menschheit jedenfalls seit Jahrhunderten.

Orgien Neuzeit – bis in die 70er

Nachdem Orgien im römischen Reich wegen zunehmender Ausuferungen, die offenbar auch die recht freizügige römischen Obrigkeit nicht mehr tolerieren wollte, verboten wurden, gerieten sie zunehmend in den Hintergrund. Was aber nicht heißt, dass Orgien nicht mehr stattfanden – aber heimlich halt, und nicht mehr als Volksfest für Krethi und Plethi.

Von Geschichtsschreibern überliefert sind einige Jahrhunderte später dann wieder orgiastische Ausschweifungen der Aristokratie. Gut überliefert sind die Orgien, die der Regent von Frankreich, Philipp II. von Orléans im 17. Jahrhundert veranstaltete. Philippe war erklärter Atheist, der besonders gerne an religiösen Festtagen Orgien abhielt. Doch im Rokoko gab es bei Orgien auch Kinderschändung und Inzest – der Traum vom frivolen Frankreich hatte also auch eine ziemlich albtraumhafte Schattenseite.

Weiters geht’s in den wilden 20ern des letzten Jahrhunderts. Wer ‚The Great Gatsby‘ gelesen hat, braucht nicht viel Phantasie, um hinter beschriebener Dekadenz und Ausschweifung auch die eine oder andere Orgie zu vermuten. F. Scott Fitzgerald schuf mit seinem bekanntesten Werk ein einzigartiges Porträt der „Roaring Twenties“, die von Widersprüchlichkeiten und Armut, aber auch unermesslichen Reichtum und Maßlosigkeit geprägt waren.

Den nächsten Aufbruch gab es in den Sechzigern und Siebzigern, in denen sich Hippies für freie Liebe eingesetzt und sexuelle Tabus gebrochen haben. Stichwort: Woodstock 1969! 400.000 junge Menschen essen, schlafen, feiern und lieben sich im Freien – die meisten wirken irgendwie geistesabwesend, von einer tiefen Glückseligkeit erfüllt. Wäre Dionysos in Woodstock dabei gewesen – er hätte die Orgie mit Musik, Drogen und freier Liebe sicher genossen!

Doch die Neuentdeckung der Lust im großen Stil erhielt schon bald einen Rückschlag. In den 1980er Jahren erweiterte Kokain vor allem bei den Reichen und Berühmten Sexorgien um eine weitere Dimension und sorgte für immer hemmungslosere hetero- wie homosexueller Ausschweifungen, doch Immunschwächekrankheit AIDS warf einen düsteren Schatten auf das kommende Jahrzehnt voraus. Erst verbesserte Aufklärung über den Schutz vor HIV-Infektionen, aber auch bessere Behandlungsmöglichkeiten von AIDS-Patienten und die rasante Verbreitung von Internet-Pornos führten in den 2000er Jahren zu einem Wiederaufflammen von Sexparties.

Die Orgie im Jahr 2016

Sex und Porno sind heute längst im Mainstream angekommen. Was früher nur hinter verschlossenen Türen in eingeweihten Kreisen möglich war, wird heute längst von Otto Normalverbraucher praktiziert und von privaten Fernsehstationen genüsslich verbreitet. Motto: probieren geht über studieren. Und für die ganz vorsichtigen: einmal ist keinmal.

Natürlich – wer das richtige Ambiente hat, den richtigen Freundeskreis und tolerante Nachbarn, feiert seine Orgie wohl am liebsten in den eigenen vier Wänden. Für all jene, die nicht mit diesen Umständen gesegnet sind: Wir haben uns in Wien und Berlin umgesehen.

Berlin

Jeden Tag in der Woche, außer Montag, gibt es heiße Events in Berlins berüchtigtem Insomnia Club. Hier treffen sich geile Menschen in wenig Textil, um es zu musikalischer Untermalung vom frühen Nachmittag bis spät in die Nacht miteinander zu treiben. Keine Angst: Umkleideraum ist vorhanden – Ankunft in Straßenkleidung also möglich!

Der Club ist in einem ehemaligen Ballhaus aus dem 19. Jahrhundert beheimatet – Dekadenz pur! Die Orgie beginnt meist so gegen 15.00 – der perfekte Zeitpunkt für Gruppensex, wenn man zum Abendmahl wieder bei der Familie sein sollte.

Sobald der oder die Erste die Schüchternheit überwunden hat, beginnt die Orgie meist recht rasch – schließlich wollen hier alle das Eine. Der ganze Raum ist bald eine einzige wallende Masse aus Körpern, die sich ekstatisch – nicht nur zur Musik – bewegen. Nackte Frauen räkeln sich an Pole-Dance-Stangen, Zuschauen erwünscht, hingreifen (meistens) auch – und wenn nicht, genügt ein klares ‚Nein‘. Doch wer hierher kommt will sich ausleben, und Tabus gibt es kaum.

Die Partys – ‚Orgie‘ scheint ein altmodischer Begriff geworden zu sein – stehen unter verschiedenen Mottos:

Bei den hedonistischen Partys geht es primär um Feiern, Tanzen, Flirten, Sehen und Gesehen werden – und Appetit holen. Erotischer Dresscode obligatorisch, sexuell aktiv werden nicht – man kann einfach nur zuschauen, es gibt keinerlei Verpflichtungen.

Die Swinger Partys wenden sich an sexuell aktive Mitspieler. Wer eine Swingerparty besucht, sollte vorhaben, sich sexuell zu betätigen – nicht unbedingt zwingend mit anderen, doch aber jedenfalls mit sich selbst.

Gang Bang Party: Hier treibt es jede mit jedem, jede mit jeder, und manchmal auch jeder mit jedem. Charakteristikum solcher Parties ist allerdings die extreme Überzahl aktiv-penetrierender Teilnehmer (zumeist Männer) und entsprechend die Unterzahl passiv-empfangender Teilnehmer (meist Frauen). Abwechselnde Penetration steht dabei im Vordergrund.

Fetisch / BDSM: Spielpartys für spielfreudige Paare. Eine kompetente Domina als Ansprechpartner ist vor Ort, sei es um Fragen zu beantworten, Praktiken zu zeigen oder bei der Umsetzung delikater Fantasien behilflich zu sein.

Wien

Der Tempel in Wien gibt’s gemütlicher: Seit 13 Jahren wird zunächst in einen Raum mit Bar-Atmosphäre geflirtet und dann entschieden, ob ‚mehr‘ gewünscht wird. Wenn ja: ab ins angrenzende Etablissements.

Der Tempel in der Boltzmanngasse 13, im 9. Wiener Gemeindebezirk ist ein Swingerclub der etwas anderen Art. Hier wird man nicht permanent mit nacktem Sex konfrontiert, sondern hat die Möglichkeit, den Abend frei zu gestalten: Flirten, Sex oder seinem Exhibitionismus freien Lauf lassen – oder auch einfach nur philosophieren. Alles ist möglich, aber nichts muss sein.

Hier kann man sich nicht nur vorne im Barbereich, sondern auch in den hinteren Räumlichkeiten ohne Ausziehzwang bewegen. Die Clubräume umfassen einen Videoraum, eine strenge Kammer und diverse Separees.

Auch im Tempel wird „Dresscode“ erwartet – doch hier sieht er anders aus als in Berlin:

In Wien geht’s eleganter zu: Weiblichen Gäste wünschen sich gut gekleidete Herren. Mit einem Anzug ist man als Mann auf jeden Fall auf der sicheren Seite. Wer keinen Anzug anziehen möchte: auch Jeans mit Hemd und im besten Fall noch einem Sakko sind ok.

Bei den Ladys geht’s weniger um Eleganz, also um ein sexy Outfit – doch alles ist erlaubt, wo Frau sich wohlfühlt: Generell sollten sich die Damen am besten so anziehen wie sie sich selbst am wohlsten und am erotischsten fühlen. NO-GO`s sind: Turnschuhe, kurze Hosen, Trainingsanzug, Arbeitskleidung, Schlapfen etc.

Wichtigste Spielregeln für Orgien aller Art und zu jeder Zeit

  • Was im Club passiert, bleibt auch dort
  • Alkoholisierte haben keinen Zutritt
  • Ungepflegte Menschen sind hier ebenfalls fehl am Platz
  • Angemessene Körperhygiene sollte für jeden selbstverständlich sein
  • Oberster Grundsatz: Ein NEIN ist ein NEIN. Wenn jemand etwas nicht mag, so ist das ohne Diskussionen selbstverständlich zu respektieren
  • Alle Gäste verlangen und verdienen Respekt
  • Und last but not least: Die Nichtbefolgung von Anweisungen durch das Personal führt zum sofortigen Ausschluss aus dem Club

Aber wer sich beim Sex nicht an Spielregeln hält, wird im Club wie auch im Real Life des Platzes verwiesen – und da ist gut so! In diesem Sinn: let’s party, aber so richtig orgiastisch!

[abo]

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