Skins Party – Sex wider den Kommerz

Skins Party

Schon mal von Skins Parties gehört? Wer Kinder im Teenageralter hat, sollte zumindest Bescheid wissen, schließlich lassen junge Leute bei Skins-Partys nicht nur Hüllen, sondern auch Hemmungen fallen. Und spätestens wenn Ihre Kinder selbst zu einer Skins Party einladen wollen, sollten Sie hellhörig werden – und überlegen, ob Sie Ihr Haus dafür wirklich zur Verfügung stellen wollen…. aber vielleicht wollen Sie ja auch mitmachen?

Skins Party – was ist das?

„A skins party is a huge party in someone’s house where nearly everything is broke, lots of people are having sex and almost everyone is either drunk or drugged up“ – auf gut Deutsch: ‚Skins Parties finden meist in Privathäusern statt und man sollte die teilweise Zerstörung der Einrichtung einkalkulieren. Die Partygäste sind entweder betrunken oder bedröhnt; Sex, auch partnerübergreifend, ist allgegenwärtig.

Das Wichtigste vorab: Eine Skins-Party hat nichts mit kahlrasierten Köpfen zu tun, vielmehr steht der Begriff als Synonym für orgiastisches Feiern mit Sex, Drogen und Alkohol. Skins Parties fanden erstmals gegen Ende des letzten Jahrzehnts statt: Vor allem in den USA, Frankreich und Großbritannien hat sich eine Partyszene entwickelt, die sich deutlich von der verkommerzialisierten Clubbingszene der späten 0-er Jahre abhebt. Auch in deutschsprachigen Ländern hat sich der Trend etablieret, wenn auch auf bescheidenerem Niveau, wenn man diverse Facebook Gruppen bzw. deren Mitgliederzahlen als Indikator heranzieht.

Kultserie ‚Skins‘ als Namensgeber

Namensgeber für Skins Parties war die 2007 gestartete britische Teenie Serie ‚Skins‘, in der eine Gruppe Teenager aus Bristol in ihren einzelnen Charakteren und mit all ihren alterstypischen Sorgen und Problemen porträtiert wurde. Dabei wurden keine Tabus ausgelassen: Essstörungen und psychische Probleme wurden ebenso lebensnah und ungeschönt dargestellt, wie zerrüttete Familienverhältnisse und Schul-, bzw. Jobprobleme. Und immer wieder ging’s auch darum, wie diese Probleme kompensiert werden – unter anderem eben auch mit dem Feiern wilder, exzessiver Parties.

Skins Parties zeichnen sich auch dadurch aus, dass die Teilnehmer möglichst wenig am Leib tragen – das aber originell: Bikinis, bunte Unterwäsche, Kappen und Hüte, Masken oder Sonnen- oder Tauchbrillen gehören fast schon zum Standardequipment. Alkohol, vor allem harte Getränke, und Drogen sind ebenso wie Petting und Herumgeknutsche fixer Bestandteil der Parties – und manchmal entgleitet das Ganze dann zunehmend…

Die Musik ist wichtig, muss sie doch die richtige Stimmung aufbereiten – eine eindeutige Einordnung ist aber schwierig: Klar ist nur, es geht immer um die aktuellsten, heissesten Clips – Chambre: Indie, Electronic, Techno – nur ja kein Kommerz!

Der spezielle Reiz der Skins Parties

Doch was macht den Reiz dieser Orgien eigentlich aus? Eine Teilnehmerin einer Skins Party meint: „Es findet dort keine Beurteilung statt, vor allem nicht nach traditionellen Massstäben. Kleidung und Prestige – das spielt alles keine Rolle. Hier sind alle gleich. Man legt sein traditionelles Ego, sein Alltags-Bewusstsein ab. Der Mix aus Sex mit Freunden und Fremden, Flirts, toller Musik, Tanz und Drogen ist einzigartig – alles Empfindungen, die junge Menschen suchen – und das bei Skins Parties an einem Abend mit Gleichgesinnten an einem Ort finden.“

Die Partys werden über Online-Communitys wie Facebook organisiert; die Partygäste sind typischerweise zwischen 16 und 22 Jahre alt, soziale Milieus spielen keine Rolle, auch wenn Jugendforscher davon ausgehen, dass Skins Parties vor allem von bildungsnäheren Schichten zelebriert werden, spielen doch Originalität und Kreativität eine wichtige Rolle.

Wissenschaftlich analysiert sind Skins Parties eine Reaktion auf die in den frühen 2000er Jahren durchgestylte und zunehmend kommerzialisierte „Feierwelt“. Wer dabei sein wollte hatte einem bestimmten Klischee zu entsprechen – und sich durch Kleidung oder andere Accessoires quasi zu deklarieren. Das Auf-die-Piste-Gehen wurde zelebriert und zur Perfektion getrieben, die Spielregeln waren eng und klar abgesteckt, die Locations definiert und bekannt, auch wenn sie rasch wechselten. Jeder, der dabei war, kannte ‚the places to be‘, wußte wie er sich zu kleiden hatte, und was er bestellen musste – der Cosmopolitan feierte während der Ausstrahlung von ‚Sex and the City‘ sein Revival und erlebte eine neue Hochblüte.

Gegen Ende des ersten Jahrzehnts des dritten Jahrtausends hatten manche Partygeher aber genug von der ‚Zur-Schau-Stellung‘, bzw. etablierte sich parallel eine zweite Partyszene. Bei diesen ’neuen‘ Feten verlagerte sich das Feiern generell wieder mehr nach Hause und die ‚Spielregeln‘ wurden wesentlich gelockert. Was vor noch nicht all zu langer Zeit ein no-go war, wurde der neue Hype: Sex, Drogen und viel Alkohol mit dem Ziel des Kontrollverlustes. Das ultimative Ziel einer Skins Party: eine Orgie wie sie im Buche steht – ohne Tabus!

Professionell organisierte Skins Parties

Zwischenzeitlich versuchen auch professionelle Eventveranstalter auf den Zug aufzuspringen. Allerdings – die Feten mögen zwar lustig sein, aber mit der ursprünglichen Idee der Gegenkultur, der Entkommerzialisierung des Feierkults, hat eine professionell organisierte Skins Party natürlich nichts mehr gemein.

Bei den professionell veranstalteten Skins Parties sind die Teilnehmer meist ’normal‘ gekleidet – eine ausgefallene Brille da oder dort ist schon das höchste der Gefühle -, Seifenblasen, Zuckerwatte und herumfliegendes Popcorn geben dem Abend aber immerhin einen etwas anderen touch – und wenn die Musik passt – und das sollte sie! – steht ausgelassenem Feiern jedenfalls nichts im Weg!

Die legendäre Eventreihe „Skins Party“, die in Großbritanien, in den USA, in Belgien, Spanien, Italien, Frankreich und Polen angeblich Massen in Ekstase versetzt hat, war im September 2015 auch wieder in Deutschland. Nach Events in Lübeck in den vergangenen Jahren wurde nun in Kiel eingeladen.

Anlässlich der Skins Party am 26.9. in der Kieler ‚Pumpe‘ versprach der Veranstalter folgendes: „Die Besucher erwartet eine außergewöhnliche, phänomenale, abgefahrene Party, die viele sicher noch nie in ihrem Leben gefeiert haben. Ein Grund dafür werden unter anderen erstklassige Musik und unzählige Specials sein, die jeden, salopp gesagt, einfach aus den Socken hauen werden. Musikalisch gibt es eine wunderbare Mischung aus Techno, Indie/Electronic und allerfeinstem Electro mit dezenten Acid Elementen.“ Im Vorverkauf kosteten die Tickets EUR 6, an der Abendkasse dann EUR 9.

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