Weinlatein

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Wer über Wein spricht, begibt sich quasi schluckweise auf die Suche nach den richtigen Wörtern, die den Geschmackseindrücken eine akustisch entsprechende Beschreibung verleihen. Und wer von uns hat sich nicht schon über die blumig-gespreizten Ausdrücke der Weinkenner amüsiert, nur um bald darauf erkennen zu müssen, dass es gar nicht so einfach ist die richtigen Worte zu finden um seiner Umwelt die Geschmackskomponenten eines guten Tropfens näherzubringen.

So hat sich im Laufe der Zeit ein Weinvokabular entwickelt, welches sich in der Weinwelt etabliert hat. Und auch wenn das Fachchinesisch – oder Weinlatein, je nachdem – der Önologen und Sommeliers überkantitelt klingt, ist der Fachwelt bisher keine bessere Methode eingefallen um Geschmack und Qualität der edlen Tropfen objektiv zu beschreiben.

Weinwissen kompakt: über Bouquet, Höhepunkt und Finale

Weinwissen kompakt: über Bouquet, Höhepunkt und Finale

Aber wen wundert das schon, handelt es sich hiebei doch um eine höchst subjektive Interpretation, die einen objektiven Informationsgehalt fast zwangsläufig auf technische und chemische Details reduziert. Es ist daher unumgänglich die verschiedenen Weine selbst zu degustieren – na ja, man muss eben Opfer bringen ;O)

Damit Ihr trotzdem bei Verkostungen und Beschreibungen wisst, worum es geht, schenken wir Euch reinen Wein ein und haben die wichtigsten Weinvokabeln in einem kleinen Glossar zusammengefasst.

Weinvokabular: Geruch & Geschmack

Mit den Papillen unserer Zunge können wir vier unterschiedliche Geschmacksrichtungen detektieren:

* süß, ausgelöst durch Kohlenhydrate oder Süßstoffe
* salzig, ausgelöst durch mineralische Salze
* sauer, ausgelöst durch Säuren (niedrige pH-Werte)
* bitter, ausgelöst durch Bitterstoffe

Dazu kommen noch die beiden Geschmacksrichtungen

* umami (fleischig, herzhaft), ausgelöst durch Glutaminsäure
* fett, ausgelöst durch ein Glycoprotein

Durch die Kombination dieser Reize entstehen die verschiedenen Geschmacksnuancen, ähnlich wie bei Farben, wo aus den wenigen Grundfarben eine Vielfalt neuer Farben entstehen. Die Eigenschaft scharf ist übrigens trotz zahlreicher anderslautender Vermutungen kein Geschmack, sondern eine Schmerzreaktion. Ebenso ist der adstringierende Effekt bei tanninreichen Rotweinen, der nicht mit bitter verwechselt werden darf, kein Geschmack sondern eine taktile (oberflächensensible, tastende) Empfindung speziell an den Wangen-Innenseiten.

Abgang heisst der Eindruck, der nach dem Hinunterschlucken des Weins zurückbleibt; hat man nach 3-4 Sekunden noch immer einen intensiven, anhaltenden und gleichen Geschmack, spricht man von einem kurzen Abgang, circa 8 Sekunden von einem guten oder mittleren Abgang, bei 12 oder mehr Sekunden von einem langen Abgang. Ein denkwürdiger Wein hat einen nachhaltigen, ein banaler einen kurzen Abgang.

Adstringierend: Pelziger, herber Geschmack; tritt meist bei stark tanninhaltigen (gerbstoffreichen) Weinen auf. Adstringierend bedeutet wörtlich zusammenziehend (hier: der Gaumen zieht sich durch den herben – nicht sauren – Geschmack zusammen)

Animalisch: bezieht sich auf das Bouquet gewisser Rotweine; erinnert an Wild oder auch Pferdestall, kann zum Charakter der Rebsorte gehören, weist aber in übertriebenem Masse auf einen Weinfehler hin.

Aromen: die Gerüche, die einem beim Schnuppern in der Nase steigen, wecken Erinnerungen oder Assoziationen an andere bekannte Düfte, etwa von Früchten, Blumen oder Gewürzen, und werden behelfsmässig in diese vergleichende Begriffe gefasst.

Bukett bzw. Blume: Bezeichnet die Summe aller Duft- und Geschmackstoffe. Ist ein Wein blumig, verfügt er über viele solcher Stoffe.

Balance (Gleichgewicht): Unter diesem Begriff versteht man bei den Weissweinen die guten Verhältnisse, Proportionen zwischen den Säuren und den Geschmacks-Komponenten der Süssigkeit (Zucker, Alkohol, Glycerin), bei den Rotweinen kommt zu diesen Relationen noch als dritte Komponente das Tannin dazu. Den ausgewogenen Wein nennt man mit einem zwar nicht exakten, aber allgemein benutzen Ausdruck harmonisch.

Charmant: Das ist kein Kompliment für die Kellnerin, eher eine höfliche Bezeichnung für den Wein, wenn der nicht ganz so toll ist…

Duftig: beschreibt die Intensität und Vielfalt der Gerüche z.B. von Rose,Veilchen, Iris, Orangenblüten, Seife, Schokolade, Honig usw.

Extrakte: Inhaltstoffe, die den Wein vom Wasser unterscheiden; je extraktreicher ein Wein, desto reichhaltiger ist er. Ein extraktreicher Wein hat viel Körper und Fülle, ohne zu starkem Alkoholgehalt.

Fruchtig: bezeichnet ein intensives, fruchtbetontes Bouquet; unterschieden wird

* Beerenobst: Brombeere – Himbeere – Erdbeere – Schwarze Johannisbeere
* Stein-/Kernobst: Kirsche – Marille – Pfirsich – Apfel
* Tropische Frucht: Ananas – Banane – Mango – Papaya – Honigmelone
* Zitrusfrucht: Grapefruit – Zitrone
* Dörrobst: Rosinen – Dörrpflaumen – getrocknete Feigen

Frisch: Junger Wein mit ansprechendem Säure- und Kohlensäuregehalt

Grün, grasig: Wein mit Duftnoten von Gras und Blättern; wirkt frisch, kann aber auch auf mangelnde Reife hinweisen.

Harmonisch: Gut abgestimmtes Verhältnis der Inhaltsstoffe, vor allem von Süße zu Säure und von Tanninen zu Alkohol.

Mächtig: Alle Eigenschaften – insbesondere der Alkoholgehalt – sind stark ausgebildet.

Mineralisch: Weine mit besonderem Reichtum an Aromen, die an Bodengeruch und Steine erinnern.

Rund: Harmonischer und körperreicher Wein, der den ganzen Mund angenehm anspricht.

Samtig: Ausgewogenes Zusammenspiel von Alkohol und Körper.

Trocken: so heisst ein Wein, der nach der Vergärung keinen (Rest)zucker mehr enthält und deshalb nicht süsslich schmeckt.

Vollmundig: Extrakt- und alkoholreich mit einem langanhaltenden Abgang.

Würzig: erinnert an Gewürznelke, Schwarzen Pfeffer, Lakritze, Anis

[red]

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