Ganz egal, ob monatelang auf Nachwuchs hingearbeitet wurde oder, ob Mutter Natur in Windeseile zu anderen Umständen verholfen hat – sobald ein positives Ergebnis eines Schwangerschaftstests vorliegt, ist für die werdende Mutter und ihren Lover nichts mehr so, wie es zuvor war. Dies betrifft auch die Causa Geschlechtsverkehr. Ein Thema, das nun aus einem völlig anderen Blickwinkel zu betrachten ist – und dies gemeinsam!
Werdende Eltern und vor allem werdende Mütter können in dieser Hinsicht – grob gesagt – in zwei Lager aufgeteilt werden: Die einen: mit mehr, geradezu ständiger Lust auf sexuelle Befriedigung als zuvor. Die anderen: jeder Geilheit abhold – und dies mindestens 9 ganze Monate lang.
Wie reagieren Männer auf solche Mutationen ihrer Liebsten? Nun, die Partner der ersten Kategorie Frau fühlen sich vor der ihnen entgegentretenden permanenten Geilheit bisweilen etwas überfordert. Verständlich, dass es den einen oder anderen irritiert, wenn sich sein bis dato durch allzu häufige Zurückhaltung glänzendes Engelchen sich so ganz plötzlich in ein allzeit bereites Luder verwandelt. Vertauschte Rollen – auch etwas, was der Mann von heute oftmals erst lernen muss.
Liegt der umgekehrte Fall vor, wird es dem verunsicherten „Herren im Hause“ mit viel Einfühlungsvermögen und einer aus Schokolade, Blumen, Schmuck, Komplimenten, vor allem aber Seelenschmeicheleien bestehenden Offensive zumeist gelingen, die Basis für die erhoffte traute Zweisamkeit zu legen. Schließlich kommt es, ist der neue Erdenbürger einmal auf der Welt, meistens noch dicker: dominiert von vollen Hosen und leerem Magen des gemeinsamen Babys droht diese Zeit alles andere als sexuell überwältigend abzulaufen.
Nun, unabhängig davon, wie die werdenden Eltern mit der Erfüllung ihrer sexuellen Bedürfnisse zurechtkommen: Sobald die Nachricht einer Schwangerschaft da ist, sollte der erste Weg zum Arzt führen, der sich das wachsende Ding in Mamas Bauch ansieht, und dem die werdenden Eltern folgende Frage stellen: „Ist es okay, wenn wir Sex haben?“
Nicht, dass der zukünftige Glückskeks etwas dagegen hätte, wenn es seine lieben Eltern nach wie vor wie die Wilden treiben, viel eher gilt hier das Prinzip „Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste“. Denn sollte es im Laufe der Schwangerschaft beispielsweise zu Blutungen, vorzeitigen Wehen oder einer zu nah am Gebärmutterhals sitzenden Plazenta kommen, könnte sich hemmungsloser Sex für Mutter und Kind zu einem ordentlichen Problem auswachsen. Umso besser also, die Lage im Vorfeld abzuklären, denn mit ruhigen Gewissen und einem „go“ von ärztlicher Instanz lässt es sich gleich viel hemmungsloser lieben.
Entscheidet der Arzt – wir wollen es nicht hoffen – auf „Sexsperre“, sind einige Fragen zu klären:
- Von welcher Dauer wird die Abstinenz sein müssen? „Keinen Sex“ heißt nicht automatisch „9 Monate lang keinen Sex“, sondern betrifft in den meisten Fällen lediglich ein paar Wochen.
- Bezieht sich „kein Sex“ auf jeglichen sexuellen Kontakt, oder ist lediglich ein Orgasmus zu vermeiden? Es kann durchaus sein, dass der Geschlechtsakt an sich zulässig ist, lediglich der Orgasmus das eigentliche Problem darstellt. Auch der umgekehrte Fall – Orgasmus ja, jedoch ohne Penetration – kann vom Arzt für richtig befunden werden. Wie auch immer, man sollte sich alles bis ins Detail erklären lassen.
Das Schöne an Sex während der Schwangerschaft ist ja zunächst, dass man es endlich ohne jegliche Hürden aus dem Titel „Verhütung“ machen darf. Umgekehrt fällt für viele Paare mit Kinderwunsch jahrelanger physischer und psychischer Druck weg, und der Weg wird frei für überaus entspannten und in vielen Fällen als ganz anders wahrgenommenen Sex.
Auch organisch ist vieles neu: Ab dem vierten Schwangerschaftsmonat schwellen die weiblichen Genitalien deutlich an, damit einher geht üblicherweise wesentlich stärkere vaginale Feuchtigkeit, und alles, was sich so seinen Weg nach unten bahnt, gelangt mit viel größerer Leichtigkeit ans Ziel. Die nun dauernd vorhandene Vaginalfeuchtigkeit ist übrigens in einigen Fällen verantwortlich für die permanente Lust. Und für den – angeblich – intensiveren Orgasmus, der allerdings im Durchschnitt später eintrifft als zuvor.
Zum Abschluss noch ein Hinweis für werdende Väter: Da die weiblichen Brüste meist stark anschwellen, kann es sein, dass die Partnerin auf herzhaftes Zupacken nicht mehr so abfährt, wie dies vorher der Fall war. Aufgrund des großen Drucks reagieren Brüste nämlich überaus empfindlich auf jegliche Art von Berührung. Aus diesem Grund wird für viele auch die Missionarsstellung zur position impossible – auch dann, wenn der Bauch noch nicht sichtbar angewachsen ist. Kreative Stellungsversuche sind also vonnöten.
Quellen: Paul Johannides, Wild Thing. Goldmann Verlag, 2002
[red & amchap]
Linktipps:
-
Kuschelsutra – Die Kunst des Kuschelns
Liebes- und Lustkiller
Sex & Schwangerschaft – Tipps zum Thema Stellungen
Also,
noch ein kleiner Rückbildungstipp von mir:
Ich fand das Buch BUGGYFIT der Physiotherapeutin Judith Habring ganz brauchbar, um nach der Geburt wieder in Schwung zu kommen. Darin sind 22 Übungen toll bebildert und beschrieben, die man beim Spaziergang mit Kinderwagen quasi nebenbei absolvieren kann. Ist im Ecofit Verlag erschienen und man bekommts über Amazon. Die Idee ist, dass man keinen Babysitter braucht, sondern das Baby direkt in die Übungen unterwegs integrieren kann. Inzwischen drehe ich nach 6 Monaten nach der Geburt einmal in der Woche mit einer Freundin eine gemensame Buggyfit Runde.