Die einen lieben ihn als schnelle unkomplizierte Nummer frei von Gefühlsduseleien, die anderen stehen ihm gerade deshalb ablehnend gegenüber. Der One Night Stand, im Netz-Slang ONS abgekürzt, erhitzt definitiv die Gemüter. Zeit, sich mal ein paar interessante Fakten zu dem Thema anzuschauen.
Wenn in Filmen One Night Stands thematisiert und vielleicht auch noch in Szene gesetzt werden, brennt dabei meist die Hütte. Scharfer, verlangender Sex in wirklich allen Spielarten, gern auch ein bisschen ausgefallener oder extremer. Natürlich kommen beide Partner zu je mindestens einem unglaublichen Orgasmus und der Sex lässt sich nur mit einem Wort beschreiben: Perfekt.
Es ist häufig Standard-Sex
Allerdings sollte klar sein – das ist lediglich die rosarote Hollywood-Welt. Im echten Leben sieht es bei vielen ONS so aus: Beide Partner kennen sich nicht oder nur flüchtig. Der eine weiß nicht, was der andere wirklich mag. Und sich bei einem bislang Fremden so fallen lassen, dass man auch ausgefallenere Dinge macht, das können auch nur die Wenigsten, insbesondere Frauen.
Denn Tatsache ist, jeder mag „seinen“ Sex ein bisschen anders. Dementsprechend ist der Schlüssel zu beidseitig befriedigender Lust, dass man miteinander schon viele Stunden Bettsport getrieben hat. Beim ONS, zumindest zwischen echten Fremden und nicht „Friends with Benefits“ mangelt es genau daran aber. Daher gibt’s da häufig (wenngleich natürlich nicht immer) nur absolute Standardware.
Die Psychologieprofessorin Anne Campbell fand in einer großen Studie namens „The Morning after the Night Before“ heraus, dass stolze 80 Prozent der Männer nach einem ONS befriedigt sind. Allerdings finden weniger als die Hälfte der Frauen Erfüllung und noch weniger sprechen von einem echten „Erfolgserlebnis“.
Es funktioniert immer häufiger per App
Die digitale Welt hat dazu geführt, dass wir uns heute mit allergrößter Selbstverständlichkeit so gut wie alles aus dem Netz ordern. Kein wirkliches Wunder also, dass sich auch ein Großteil der ONS-Anbahnung immer mehr aufs Smartphone oder Tablet verlagert. Es gibt etliche Apps, die sich nur um One Night Stands drehen, und der große Anklang ist wohl damit erklärbar, dass alle Beteiligten genau wissen, worum es geht.
Wagen Sie doch ein kurzes Gedankenexperiment und stellen Sie sich nur mal kurz vor, Sie wollten ein Fahrzeug kaufen aber die passende App würde Ihnen alles vom rostigen Fahrrad bis zum ausgemusterten Düsenjäger anzeigen. Unter anderem halt auch ein Auto…. Das wäre irgendwie unsinnig, oder? Viel schlauer ist es doch, punktgenau das zu finden, was man auch sucht. Und da kommen die expliziten Apps ins Spiel, die genau diese Spezialisierung liefern, die es in der großen ‚regulären‘ Welt des Online-Datings so eben nicht gibt.
Tatsächlich sehen Experten in spezialisierten Apps die große Zukunft der ONS, wohingegen das klassische „Anbandeln“ und „Anbahnen“ in Clubs, Discos, etc. immer mehr an Bedeutung verlieren wird. Das „Fehlerpotenzial“ bzw. das Risiko eben nicht das zu bekommen was man will – nämlich schnelle, unverbindlichen Sex – ist schlechtweg zu hoch. Und Zeit ist knapp…
Es steckt in den Genen
Viele, die diesen Artikel lesen, dürften zumindest im Bekanntenkreis jemanden haben, für den es nichts Besseres zu geben scheint, als häufige ONS. Hand aufs Herz: Man stellt sich vielleicht sogar die Frage, warum man selbst eigentlich nicht auf diese Sex-Form steht (wenn man es nicht eh tut ;-)..)
Doch auch hier gibt es mittlerweile eine wissenschaftlich sehr eindeutige Antwort: Der Grund für die Vorliebe für ONS steckt in den Genen. Amerikanische Forscher fanden in einer Langzeitstudie heraus, dass Probanden, die häufig One Night Stands hatten, auch eine etwas „abnorme“ Variante des sogenannten DRD4-Gens in sich trugen. Das hat mit den Dopamin-Rezeptoren zu tun, also mit jenen, die für Glücks- und Actiongefühle zuständig sind.
Einfach ausgedrückt: Wer diese Gen-Variante in sich trägt, hat zumindest eine erhöhte Wahrscheinlichkeit die schnelle Befriedigung, die ONS zu liefern versprechen, zu suchen.
Wir werden zum wählerischen Urmenschen
Es gibt viele Faktoren, nach denen Menschen sich einen Partner für eine Langzeitbeziehung aussuchen. Abermals waren es jedoch Wissenschaftler, die herausfanden, dass wir, wenn es nur um nackten Sex geht, dazu tendieren unser Beuteschema sehr archaisch auzuwählen.
Wenn es um ONS geht, kippen wir sämtliche zivilisatorischen Eigenschaften über Bord und agieren statt dessen „urmenschlich“. Und so halten die meisten ONS-Fans nach Stärke, Wehrhaftigkeit (bei Männern) bzw. optischen Signalen für Fruchtbarkeit (bei Frauen) Ausschau. So einfach funktioneiren wir, wenn es – theoretisch – um den Akt der Fortpflanzung geht.
Frauen suchen sich für den ONS tendenziell besonders „männliche“ Typen mit markanter Kieferlinie, deutlich V-förmigem Oberkörper, schmaler Hüfte, gern auch Sixpack und Muskeln. Eigenschaften, die dem Urmenschen-Instinkt signalisieren „das ist bestes Genmaterial“.
Und umgekehrt schauen Männer tendenziell eher nach breithüftigen und generell „gerundeten, femininen“ Frauen Ausschau. Diese Eigenschaften bieten schließlich das unbewusste Signal für „kann Nachkommen komplikationsloser gebären und ernähren“.
Unser Beuteschema ist hier schlichtweg ganz stark von den Vorstellungen unserer Steinzeitvorfahren geprägt – das Unterbewußtsein ist letztlich viel stärker als wir das glauben wollen.
Es befriedigt unseren inneren Egoisten
Eigentlich ist dieser Punkt ziemlich logisch, wenn man ihn zu Ende denkt. Denn immer wieder fanden Studien heraus, dass sich beiderlei Geschlechter oft genug nach einem ONS vom jeweils anderen ein wenig „benutzt“ fühlen.
Klar, denn die Quintessenz dieses schnellen, oft sogar anonymen Sex ist es ja schließlich nicht, sich und einen geliebten Partner zu befriedigen. Diese Rücksicht, nämlich auf sich und den Partner zu schauen, fehlt. Beim ONE gehts ganz egoistisch zu – jeder will vor allem selbst Spaß haben und auf die eigenen Kosten kommen.
Kleiner Tipp: Wer auch beim ONS nur ein paar wenige „Sextipps“ beherzigt, verliert für sich selbst übrigens kein bisschen Befriedigungsqualität. Vielmehr gibt man dem Gegenüber ein weitaus besseres Gefühl, sodass hinterher mit größerer Wahrscheinlichkeit beide sagen können „Ja, war richtig gut“.
Ländersache
Vor allem was „Ländervorlieben“ anbelangt, muss man Statistiken immer mit einer gehörigen Portion Vorsicht lesen. Einfach deshalb, weil selten sichergestellt ist, dass solche Zahlen nach wirklich statistischen Regeln erhoben wurden. Wurden tatsächlich verlässliche empirische Methoden, die es ermöglichen, die Zahlen auf die Gesamtbevölkerung hochzurechnen, verwendet?
Aber nehmen wir mal an, dass die Studie stimmt. Dann wären Deutsche, was ONS-Erfahrungen anbelangt, nur hinteres Mittelfeld.
Denn gerade mal 48 Prozent der hiesigen Bevölkerung hat schon Erfahrung damit. Klingt nach viel? Nun, nicht im Vergleich. In Brasilien sollen es 78 Prozent mit ONS Erfahrung sein, in Portugal gar über 80, in China hingegen weniger als 10. Doch wie gesagt.. Wie handfest diese Zahlen sind, kann man nicht mit letzter Sicherheit sagen – denn eine wissenschaftliche „Welt-Sex-Studie“, gibt es leider noch nicht.
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Quellen:
¹ The Morning after the Night Before : Affective Reactions to One-Night Stands among Mated and Unmated Women and Men
² Associations between Dopamine D4 Receptor Gene Variation with Both Infidelity and Sexual Promiscuity
³ Deutschlandfunk: Breite Hüften, häufigere ONS
Linktipps:
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Foto: Unsplash.com © Jan Zhukov