Noch immer das Tabuthema schlechthin: früher verpönt, heute geduldet, doch wenig toleriert, vor allem bei Frauen. Zumindest werden in der heutigen Zeit der Selbstbefriedigung keine Krankheiten mehr nachgesagt und erkannt, dass sie für Jugendliche eine wichtige Erfahrung in der Entwicklung einer gesunden Sexualität hat.
Selbstbefriedigung ist eine Möglichkeit, den eigenen Körper besser kennen zu lernen. Oftmals als Onanie oder Masturbation bezeichnet, kann sie mit den Händen oder auch mit Hilfsmittel durchgeführt werden und führt häufig zum Orgasmus. Selbstbefriedigung wird bei Frauen gesellschaftlich weniger akzeptiert als bei Männern, Frauen onanieren im Vergleich zu Männern auch seltener.
Jugendliche können durch Selbstbefriedigung ihren Körper besser kennen lernen und mit unterschiedlichen Stimulierungen und Berührungen herausfinden, was für sie ansprechend ist. Dadurch werden sie mit ihrer Sexualität vertraut.
Masturbation wird oft vom lateinischen „manustupration“ (manus = Hand, stuprare = Unzucht) oder auch „mas“ ( = männlich) und „turbare“ ( = stören, Aufruhr) abgeleitet, die genaue Herkunft des Wortes ist aber umstritten.
Zahlen & Fakten
Die hauptsächliche Form der Masturbation ist die geschlechtliche Selbstbefriedigung. Die bei der Selbstbefriedigung empfundenen Lustgefühle werden unter starker Beteiligung der Fantasie, durch optische oder akustische Reize wie Fotos oder Filme gesteigert.
Neben dem eigentlichen Geschlechtsverkehr ist Selbstbefriedigung die am häufigsten angewandte Form sexueller Aktivität. Auch die abwechselnde Beobachtung durch den oder die Partnerin beim Masturbieren ist sehr beliebt und steigert bei vielen Menschen die Erregung.
In unregelmäßigen Abständen befriedigen sich die meisten Menschen selbst, statistisch gesehen mehr Männer (ca. 94 %) als Frauen (ca. 60 bis 80 %). Der Beginn der ersten Erfahrung mit Masturbation ist mehrheitlich in der Pubertät, bei Frauen vermehrt auch erst später. Manche entdecken die Masturbation aber auch bereits als Kleinkind (!).
Eine Form der Onanie, die den technischen Entwicklungen unserer Zeit folgt, ist der Cybersex, ähnlich dem Telefonsex. Das gemeinsame masturbieren „mit“ Unbekannten führt bei manchen Menschen zur Steigerung der Lustgefühle.
Auch eine Form der Selbstbefriedigung ist Autofellatio. Damit ist die eigene orale Selbstbefriedigung bei Männern gemeint, die aber nur gelenkigen und da nur 0,2 bis 0,3 % der Bevölkerung möglich ist.
Geschichtliches
Während im antiken Griechenland die Masturbation als vollständig akzeptierte Spielart gesunder Sexualität galt, war sie im 18. und 19. Jahrhundert in ganz Europa verpönt. Immer mehr wissenschaftliche Publikationen erschienen, welche die angeblichen Gefahren der Masturbation aufzeigten. Durch diesen Feldzug nahmen falsche Vorstellungen und falsches Wissen überhand, Gehirnerweichung und Rückenmarksschwund wurde der sogenannten „Selbstbefleckung“ gesunder junger Menschen nachgesagt. Aber auch Krebs, Wahnsinn, Lepra oder Tuberkulose sollten daran schuld sein. Erst durch die Entdeckung des Tuberkelbazillus von Robert Koch 1882 wurde zumindest die Tuberkulose nicht mehr der Selbstbefriedigung nachgesagt.
Selbstbefriedigung heute
In der heutigen Zeit ist allgemein bekannt, dass Masturbation nicht mit gesundheitlichen Schäden verbunden ist. Im Gegenteil, die Wissenschaft erkennt sogar den Zusammenhang zwischen regelmäßigen masturbieren und der Vorbeugung von Prostatakrebs. Selbstbefriedigung wird nur dann als störend oder krankhaft bewertet, wenn sie zwanghaft oder sogar öffentlich ausgeübt wird.
Ähnlich den Anonymen Alkoholikern gibt es sogar inzwischen Selbsthilfegruppen für Menschen, die ihre Gewohnheiten in Bezug auf Masturbation als Sucht einschätzen und versuchen, von ihr loszukommen.
Mit Ausnahme der Kirche – „Selbstbefriedigung ist als Fehlform sexuellen Verhaltens zu erachten“ und „der frei gewollte Gebrauch der Geschlechtskraft, aus welchem Motiv er auch immer geschieht, außerhalb der normalen ehelichen Beziehungen seiner Zielsetzung wesentlich widerspricht“ – ist Selbstbefriedigung weder falsch noch schädlich.
Im Gegensatz zur Ansicht der römisch-katholischen Kirche verstehen Religionen wie das Judentum, der Islam, die evangelische und orthodoxe Kirche die Masturbation nicht als Sünde.
Selbstbefriedigung ist für die Mehrheit der Menschen kein Ersatz zu Sex oder zu sexueller Aktivität mit dem oder der Partnerin, sondern etwas eigenständiges, persönliches und intimes zum persönlichen Lustgewinn. Für Jugendliche ist es eine erste Erfahrung mit dem eigenen Körper und dient der Entwicklung einer gesunden Sexualität.
[nicer]
Linktipps:
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Masturbation – Frauen entdecken Ihren eigenen Körper
Der kleine Sperma-Guide
Thomas Laqueur im Interview zum Thema Onanie
Mach es Dir selbst: Methoden und Tipps zur Selbstbefriedigung
Solo Sex – mit erotischen Stories macht’s noch mehr Spass
Ona nie, Ona manchmal, Ona oft!
(Sexualforscher Günther Ament im Aufklärungsbuch „Sexfront“ in den 70er Jahren).
Die Bewertung von Selbstbefriedigung (Masturbation) durch die christlichen Kirchen ist nicht einheitlich. Für die evangelisch-lutherische und die neuapostolische Kirche ist Selbstbefriedigung keine Sünde. Die römisch-katholische Kirche hingegen sieht in SB eine „in sich schwere ordnungswidrige Handlung“ (Katechismus der Katholischen Kirche, KKK, Nr. 2352), also Sünde, die gebeichtet werden muss.
Lange Zeit wurde von den Kirchen die alttestamentarische Onan-Geschichte (1. Mose 38, 1-10) als „Beweis“ für die Sündhaftigkeit der „Onanie“ herangezogen. Onan vollzog jedoch keine Selbstbefriedigung, sondern Coitus interruptus, also Empfängnisverhütung. Er wollte seinem verstorbenen Bruder und dessen Witwe keine Nachkommen (Leviratsehe) hinterlassen und verstieß damit gegen die jüdische Sitte und das Gebot Gottes. Für seinen Ungehorsam wurde er von Gott mit dem Tode bestraft.
Selbstbefriedigung wurde jahrhundertelang von Medizinern, Pädagogen, Philosophen und Kirchenvätern unterdrückt. Zahlreiche Krankheiten wurden ihr zugeschrieben: Akne, Gehirnerweichung, Rückenmarksschwund, Wahnsinn, Tuberkulose oder Lepra sollten die Folgen des Masturbierens sein. Ausgeklügelte Apparaturen zur Verhinderung der Onanie wurden entwickelt, und zahlreiche Mädchen und Frauen in Europa und den USA mussten Klitoridektomien zur Verhinderung weiblicher Masturbation über sich ergehen lassen.
All diese angeblichen Krankheiten als Folgen der Selbstbefriedigung wurden von den modernen Wissenschaften vollständig widerlegt. Nach Erkenntnissen der heutigen Medizin, Psychologie und Sexualwissenschaft ist SB eine eigenständige und wertvolle Form der Sexualität, die das Sexualleben von Jugendlichen und Erwachsenen bereichern kann. Sexualtherapeuten verordnen SB gegen Orgasmusprobleme und vorzeitigen Samenerguss. Nach einer australischen Studie aus dem Jahre 2003 senken fünf Ejakulationen in der Woche das Prostatakrebsrisiko von Männern um ein Drittel.
Masturbanten schmoren alle für immer in der Hölle. Und da mehr oder weniger jede(r) schon mal masturbiert hat, ist das auch der Grund, warum es im Himmel so leer ist. Da sind einfach nur komische Leute, z.B. solche, die sich mit Sprengstoffgürteln inmitten einer Gruppe Masturbierender in die Luft sprengen.
Der alltägliche Wahnsinn in „christlichen“ Internetforen zeigt, welch ein gebrochenes Verhältnis „Christen“ zur vorehelichen Sexualität haben. Besonders die Selbstbefriedigung ist weiterhin ein rotes Tuch für reaktionäre Christen. Auslöser des Ganzen sind die offiziellen Haltungen von Kirchen, wie z.B. der römisch-katholischen Kirche, die in der Selbstbefriedigung eine „absichtliche Erregung der Geschlechtsorgane, mit dem Ziel, geschlechtliche Lust hervorzurufen“, wie auch jeglicher freiwillige, außereheliche „Gebrauch der Geschlechtskraft“, eine „in sich schwere ordnungswidrige Handlung“ sehen. Allerdings werden in der Seelsorge Faktoren wie „affektive Unreife, die Macht eingefleischter Gewohnheiten, Angstzustände und weitere psychische oder gesellschaftliche Faktoren“ berücksichtigt, „welche die moralische Schuld vermindern oder sogar auf ein Minimum beschränken können.“ (Katechismus der Katholischen Kirche, KKK, Nr. 2352).
Diese unnatürliche Einstellung der Kirchen wirkte sich Jahrtausende lang auf die Menschheit aus und ist heute nicht nur auf die römisch-katholische Kirche beschränkt, sondern besonders evangelikale Kirchen und fundamentalistische christliche Gemeinschaften, aber auch Sondergruppierungen wie z.B. die Mormonen, sind diesem Leitbild verfallen. Man versucht besonders jungen Menschen Schuldgefühle einzureden, wenn sie masturbieren. Das Leitbild dieser „Christen“ ist der bis zur Ehe absolut keusch lebende Mensch, danach aber wird von demselben Gläubigen in der Ehe erwartet, dass die ehelichen „Pflichten“ erfüllt werden.
Das religiöse Sündengeschwafel diente und dient nur dazu, Menschen ein schlechtes Gewissen aufzuschwatzen. Das funktioniert in Sachen Sexualität hervorragend, weil es sich um einen Trieb handelt. Wer das Gewissen des Menschen beherrscht, beherrscht den Menschen.
Wer sich über die Geschichte der Selbstbefriedigung informieren möchte, dem sei folgendes Buch empfohlen:
Thomas W. Laqueur: Die einsame Lust. Eine Kulturgeschichte der Selbstbefriedigung. Osburg Verlag, Berlin 2008. 496 Seiten, 26,90 Euro.
Sehr gute Informationen über die weibliche Sexualität allgemein und über die SB insbesondere bietet:
Shere Hite: Hite Report. Das sexuelle Erleben der Frau. Bertelsmann Verlag, München o.J.
Hier ein religiöser Witz zur SB:
Der Priester: „Mein Sohn, wirst du von unkeuschen Gedanken geplagt?“ Der junge Mann: „Im Gegenteil, sie machen mir Vergnügen!“
Ich frage mich, mit welchem Recht uns die alten, an der Sexualität unbeteiligten Herren Kirchenväter zahlreiche Vorschriften und Verbote in punkto Sexualleben aufzwingen wollen? Schlimm genug, wenn sie selbst dran glauben – aber den Rest der Menschheit auch noch drangsalieren, das geht zu weit!
Nach meinen Informationen betrachten der Islam und das Judentum sowie die orthodoxe christliche Kirche die Selbstbefriedigung sehr wohl als eine Sünde. Allen voran die römisch-katholische Kirche brandmarkt SB als eine „in sich schwere ordnungswidrige Handlung“ (Katechismus der Katholischen Kirche, KKK, Nr. 2352), also Sünde. Das muss im Zusammenhang mit ihrer allgemein restriktiven und mittelalterlichen Sexualmoral gesehen werden: Vor- und außerehelicher Sex, ehelicher Geschlechtsverkehr – natürlich nur zwischen Mann und Frau! – ohne Offenheit zur Zeugung, Selbstbefriedigung, Homosexualität, Empfängnisverhütung – alles Sünde und Unzucht! Nur gut, dass die Mehrheit der Schäfchen sich um die rigiden Verbote heutzutage nicht mehr kümmert.
Hallo liebe Leser,
ich bin weiblich und komme beim normalen Geschlechtsverkehr (Penetration) nicht zum Orgasmus. Daher habe ich mir angewöhnt, mich zu Beginn des GV mit meinem Mann selbst zu befriedigen (Reiben an der Klitoris). Dadurch komme ich immer zum Orgasmus. Meinen Mann törnt das sehr an. Anschließend haben wir GV, bei dem mein Mann zu seinem Orgasmus kommt. So sind wir beide zufrieden.
Zwischendurch masturbiere ich auch ohne Beisein meines Mannes gelegentlich und schenke mir schöne Orgasmen.
Hallo,
Selbstbefriedigung ist KEINE Sünde!
Selbstbefriedigung kommt in der Bibel gar nicht vor. Die Meinung, SB sei Sünde und „unrein“ (unrein auch die weibliche Periode!), ist reine Willkür. Nach Erkenntnissen der heutigen Medizin, Psychologie und Sexualwissenschaft ist SB eine eigenständige und wertvolle Form der Sexualität. Der Sexualtrieb ist uns Menschen angeboren und wir behalten ihn ein Leben lang. Er ist NICHT auf den ehelichen Geschlechtsverkehr beschränkt! Schon Embryos im Mutterleib berühren ihre Geschlechtsteile. Das beweisen Ultraschallaufnahmen. Für Jugendliche ist SB Triebabfuhr und Einüben ihrer Sexualität (die laut Schöpfungsbericht von Gott gegeben ist). Erwachsene können die SB als Bereicherung ihres Sexuallebens erfahren, und für viele, vor allem Frauen, ist sie ein gutes Orgasmustraining. Ich empfinde es als ungeheure Arroganz und Größenwahn, wenn „Christen“ Menschen, die sich selbst befriedigen, verachten und allgemein gültige Verbote aufstellen wollen. Die jahrhundertelange Unterdrückung der SB durch Mediziner, Pädagogen und Kirchenväter (gibt es eigentlich auch Kirchenmütter?) hat viel Not und Elend über die Menschheit gebracht. Ich erinnere nur an die zahlreichen Klitoridektomien in Europa und den USA zur „Behandlung“ der weiblichen Masturbation.
Selbstbefriedigung – eine Sünde? NEIN!