Alles über die Pille – die Antibabypille als Verhütungsmittel

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Antibabypille

Hormonpräparat zur Verhütung einer Schwangerschaft

Aktuell ist die Antibabypille durch die Vorfälle in Frankreich wieder mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Die Erfolgsgeschichte bleibt jedoch – die Pille ist und bleibt Verhütungsmethode Nr. 1 bei Frauen im gebärfähigen Alter. Die richtige Anwendung vorausgesetzt liegt der Schutz unübertroffen hoch.

Rund um die Pille – Pearl-Index, Anwendung, Wirkungsweise

Rund 100 Millionen Frauen verwenden die Antibabypille als Verhütungsmittel. Eine Studie des Ambulatoriums Gynmed brachte das Ergebnis, dass 77 Prozent der Österreicherinnen zwischen 16 und 49 Jahren verhüten, 54 Prozent davon mit der Pille.

Seit 1960 ist die Antibabypille das von Frauen in den westlichen und östlichen Industrienationen am häufigsten verwendete Verhütungsmittel und gilt als eines der sichersten Mittel zur Vermeidung einer Schwangerschaft. Als Erfinder der „Pille“ gilt der gebürtige Wiener Carl Djerassi. Gemeinsam mit Luis E. Miramontes gelang es ihm in den 1950er Jahren erstmals das Sexualhormon Norethisteron, ein Gestagen, künstlich herzustellen. Mit Gregory Pincus und John Rock entwickelten sie dann 1951 die erste sogenannte Antibabypille, ein Hormonpräparat zur Verhütung einer Schwangerschaft

Der sogenannte Pearl-Index der Methodensicherheit, ein weit verbreitetes Maßsystem, liegt bei korrekter Anwendung bei 0,1. Dies bedeutet, dass umgerechnet von 100 Frauen, die ein Jahr lang mit der Antibabypille verhüten, weniger als eine Frau schwanger wird. Ohne Verhütung liegt der Pearl-Index etwa bei 80 – das bedeutet, von 100 Frauen werden 80 schwanger.

Eines vorweg: eine Schwangerschaft verhindern kann die Pille nur, wenn sie richtig eingesetzt wird.

Entscheidet sich Frau für die Einnahme der Antibabypille als Verhütungsmittel, startet sie mit dem ersten Dragee am ersten Zyklustag, also dem ersten Tag der Monatsblutung. Die empfängnisverhütende Wirkung ist sofort gegeben, der Schutz erstreckt sich außerdem über die Monatsblutung.

Die heutigen Antibabypillen enthalten das künstliche Östrogen Ethinylestradiol, welches mit unterschiedlichen Gestagenen kombiniert wird. Durch die „Minipille“ wird eine östrogenfreie Empfängnisverhütung möglich.

Das Konzept der Pille funktioniert so, dass die hormonellen Inhaltsstoffe den Eisprung verhindern, das Eindringen von Spermien in die Gebärmutter erschweren sowie die Schleimhaut der Gebärmutter so verändern, dass sich ein befruchtetes Ei nicht einnisten kann.

Seit Beginn der Nutzung fuhren Führer und Repräsentanten unterschiedlichger Glaubensrichtungen schwere Geschütze gegen die Nutzung der Pille auf. Besonders die römisch-katholische Kirche lehnt die Verwendung oraler Kontrazeptiva aus moralischen Gründen ab. Sex soll ausschließlich dem Zweck der Fortpflanzung dienen.

Nebenwirkungen und die Pille beeinträchtigende Wirkung

Die möglichen Nebenwirkungen der Antibabypille umfassen unangenehmes wie Übelkeit, Erbrechen, Gewichtszunahme, Migräne, Spannungsgefühle in den Brüsten, Stimmungsschwankungen, Zwischen- und Schmierblutungen sowie eine verminderte Libido.

Selten können schwere Nebenwirkungen wie Bluthochdruck, venöse Thrombosen, Lungenembolien oder Störungen der Leberfunktion auftreten. Bei Raucherinnen, welche orale Kontrazeptiva nehmen, steigt das Risiko für Thrombosen und allgemein das Herz-Kreislauf-Risiko.

Beim Auftreten von Nebenwirkungen am Besten mit dem jeweiligen Gynäkologen sprechen: oftmals hilft auch ein Wechsel des Präparats.

Doch die Pille wird von uns Frauen auch wegen positiver Nebenwirkungen geschätzt: oftmals sorgt sie für eine schönere Haut (Thema Akne), die Menstruation und deren Schmerzen werden häufig leichter, der Zyklus ist generell geregelt und kann mitunter in Ausnahmefällen mal verschoben werden.

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Wird die Pilleneinnahme vergessen und – bei normalen Pillen – nicht innerhalb von zwölf Stunden nachgeholt, ist der Empfängnisschutz gefährdet. Mit Ausnahme der Minipille kann eine vergessene Einnahme allerdings bis zu zwölf Stunden nachgeholt werden. Werden mehrere Dragees vergessen, ist der Verhütungsschutz nicht mehr gegeben und andere Methoden wie beispielsweise Kondome sollten ergänzend zum Schutz verwendet werden.

Die Wirksamkeit der Antibabypille kann neben Durchfall und Erbrechen auch durch die Einnahme von Medikamenten beeinträchtigt werden. Das betrifft folgende Arzneimittel: Antibiotika, Abführmittel, Antiepileptika, Antazida (Arzneimittel zur Bindung von Magensäure), Beruhigungsmittel, Modafinil (insbesondere für Mini- und Mikropille), Schmerzmittel und Schlankheitspräparate (deren Wirkung auf der Bindung von Nahrungsfetten basiert).

Achtung: auch pflanzliche Wirkstoffe wie Johanniskraut machen die Pille unwirksam!

Aktuelles zur Antibabypille

Zurzeit wird in Frankreich die relativ häufig verschriebene Pille des deutschen Pharmakonzerns Bayer „Diane 35“ vom Markt genommen. Sie steht in Verdacht, seit der Zulassung im Jahr 1987 für vier Todesfälle mitverantwortlich zu sein. Die Betroffenen waren an den Folgen einer Venenthrombose gestorben. Die französische Arzneimittelaufsicht hat nun dazu aufgerufen, „Diane 35“ nicht mehr als Verhütungsmittel zu verschreiben.

„Diane 35“ wird auch in Österreich eingesetzt. Das Präparat ist insgesamt in 135 Ländern zugelassen, in Österreich unter dem Namen „Diane Mite Dragees“. Alternativ wird sie auch als Generikum unter Namen wie „Bellgyn“ von Ratiopharm, „Xylia“ (Sandoz), „Midane“ (Pelpharma) und „Alisma“ (Gynial) vertrieben.

Die Österreichische Medizinmarktaufsicht AGES rät den Patientinnen übrigens generell nicht von einer Einnahme ab, die Anweisungen des jeweiligen Arztes sollten befolgt werden.

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Quellen:

¹ Spiegel online – Was man über die Pille wissen sollte
² Vor- und Nachteile der Antibabypille

[nikir]

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