Neulich im Hamam … ein Erlebnisbericht

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Hamam - Erfahrungsbericht

Orientalisches Badevergnügen ...

Über die Funktionsweise und kulturellen Hintergründe der orientalischen Badefreuden im Hamam haben wir ja bereits berichtet. An dieser Stelle wollen wir euch nun einen persönlichen Erlebnisbericht eines Hamam-Besuchs nachreichen. Bei unserem letzten Wien-Besuch hat es sich glücklich ergeben, dass Bekannte uns kurzfristig einen Termin in Wiens elegantestem Hamam, dem Aux Gazelle, organisieren konnten. Da haben wir uns natürlich nicht lange bitten lassen und freudig dem Komplettpaket (Hamam plus anschließendem 3-Gang-Menü im dazugehörigen marokkanischen Spezialitätenrestaurant) zugestimmt.

Das Aux Gazelle befindet sich am unteren Ende der größten Wiener Einkaufsstraße, der über die Grenzen Wiens bekannten Mariahilfer Straße. Hier befinden sich in einem wunderschönen Wiener Altbau auf einer Gesamtfläche von 500 qm Baderäume, Umkleiden, sowie Salon de Thé und Bazar, wo man vor oder nach dem Bad Thé a la Menthe und kleine Appetizer genießen kann. Der Weg ins Hamam führt durch das Lokal und den orientalischen Salon de Thé direkt in den Gewölbekeller des Hauses.

Die Begrüßung ist freundlich, die Einweisung in den Ablauf unseres ersten Badebesuchs hätte aber ruhig etwas herzlicher und vor allem ausführlicher ausfallen können. Nach der Bezahlung (bar bzw. per Bankomat oder mittels Kreditkarte möglich), haben wir unsere Straßenschuhe abgelegt und bequeme Badesandalen erhalten. Dann erfolgte die Trennung nach Geschlechtern, denn Damen und Herren sind in den Bädern in unterschiedlichen Räumlichkeiten untergebracht, einen gemeinsamen Aufenthalt verbietet die islamische Tradition.

Die Garderoben sind mit versperrbaren Spinden ausgestattet, dazu befinden sich noch Duschen und WCs in diesem Bereich. Vor dem Eintritt ins Hamam ist eine Dusche fällig, erst danach ist man für den eigentlichen Baderaum bereit. Nun erhält jeder Gast beim Eintritt ins Hamam vom Hamamci (Bademeister) ein sogenanntes Pestemal (Baumwolltuch) sowie ein Handtuch. Ab nun begeben wir uns vertrauensvoll in die Obhut des Bademeisters und leisten seinen Ausführungen Folge. Zuerst geht es ab auf eine der beheizten Marmorliegen, um Körper und Geist langsam auf das Entspannungsbad einzustimmen.

Hamam: türkisches Schwitzbad

Ich habe Glück, denn im Männer-Hamam bin ich der einzige Gast, und bereits nach wenigen Minuten scheint sämtliche Last des Alltags abgefallen. Man genießt einfach nur die himmlische Ruhe, die sanfte Wärme, die angenehm auf den Körper abstrahlt und gibt sich ganz dem leisen Plätschern der Wasserleitung hin. Nach etwa 15 Minuten kommt der Hamamci das erste Mal und beginnt mit entspannenden Wassergüssen aus edlen Metallschalen. Dieser Vorgang wird noch zweimal wiederholt, immer unterbrochen von einer etwa zehnminütigen Ruhephase, danach folgt die eigentliche Waschung mit Peeling, Seifenmassage und/oder Ölmassage. Das nenne ich Spa und Wellness wie beim Sultan ;o)

Das Peeling ist nicht sanft, aber höchst effektiv, denn so werden alte Hautschichten abgetragen und neue, junge Haut kommt zum Vorschein. Nun folgt eine Seifenmassage mittels eines zu einem Ballon aufgeblähten speziellen Waschtuchs – einfach unglaublich! Wem die Reinigung im Intimbereich unangenehm ist, sollte dies dem Bademeister vorher mitteilen, denn grundsätzlich wird der gesamte Körper fachkundig gereinigt.

Neben dem kosmetischen Effekt und der Reinigung des Körpers wird durch das ständig fließende Wasser aber auch die Seele von Ballast und Alltagsstress gesäubert. Man hat nach der Waschung tatsächlich das Gefühl, das Bad als „neuer“ Mensch zu verlassen.

Doch damit ist die Behandlung noch nicht vorüber, nun erhalten wir noch eine sanfte Ölmassage, um die Muskeln zu lockern und die Haut weich und geschmeidig zu bekommen. Die Massage dauert etwa zwanzig Minuten, dannach bleibt man noch weitere zwanzig Minuten zur Entspannung liegen. Bevor man nun in den Umkleidebereich zurückkehrt, gönnt man sich noch in aller Ruhe eine Tasse heißen Minztees und bereitet sich langsam wieder auf die hektische Außenwelt vor.

Nun geht es noch einmal ab unter die Dusche, um die leicht öligen Haare zu waschen. Alle Utensilien, die man für den Wolhlfühltag benötigt (Handtücher, Föhn usw.) sind übrigens vorhanden. Nur ausreichend Zeit muss man mitbringen, um die wohltuende Wirkung des Hamams in aller Ruhe genießen zu können – unser Paket hat insgesamt etwa drei Stunden gedauert.

Beim anschließenden Abendessen mit der Liebsten wurden dann Erfahrungen und erotische Fantasien ausgetauscht, denn die Location beflügelt die Gedanken in diese Richtung ganz eindeutig. Nach dem Besuch wird schnell klar, wieso die guten alten Römer ihre dekadent-opulenten Orgien oft mit ähnlichen Baderitualen verknüpft haben.

Um euch einen Eindruck des Ablaufs zu vermitteln, haben wir ein sehr schönes Video ausgegraben, das sicher auch euch Lust auf einen Hamam-Besuch macht. Ihr müsst bloß darüber hinwegsehen, dass es stilistisch falsch dargestellt wird – ein gemischtgeschlechtlicher Hamam ist im Islam undenkbar – und dass es sich dabei offensichtlich um eine Werbung für ein Gutscheinunternehmen handelt.

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Ach ja, um ganz bei der Wahrheit zu bleiben: So sehr uns der Hamam erfreut hat, so enttäuschend ist das Restaurant im Aux Gazelle. Das könnt ihr euch echt sparen, in Wien gibt es mittlerweile eine ganze Reihe wesentlich besserer (und günstigerer) Lokale für jeden Geschmack.

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