Während das Napa Valley in Kalifornien und die Weinbauregion rund um Kapstadt in Südafrika mit ihren riesigen Weingütern Stellenbosch, Paarl und Franschhoek auf der ganzen Welt bekannt sind, sind die Weingebiete Australiens zumindest hierzulande noch vergleichsweise unbekannt. Zwar genießt das südaustralische Barossa Valley einen außerordentlich guten Ruf unter Liebhabern der sogenannten Neuen-Welt-Weine, doch die Region Margaret River im Westen Australiens, etwa 350 Kilometer südlich von Perth, ist selbst unter Einheimischen noch ein vergleichsweise unbeschriebenes Blatt. Grund genug für uns, auf der Suche nach Geheimtipps für Genussreisende einen kleinen „Abstecher“ genau dorthin zu unternehmen. Und, soviel sei vorab verraten, die lange Reise hat sich mehr als gelohnt.
Für Abenteurer und Romantiker
„Everyone with a heartbeat – adventurers, romantics, gourmands, nature-lovers, oenophiles, art-lovers, surfers, and hedonists – can find a thrill here“, so lautet der Slogan des örtlichen Tourismusverbandes, und er sollte sich tatsächlich bewahrheiten.
Geographe Bay, wie die Region zwischen den Orten Busselton und Augusta genannt wird, besticht nicht nur mit einer herrlichen Landschaft und zahlreichen riesigen Weingütern (Vineyards), die Genussmenschen und Naturliebhaber in Verzückung versetzen, sondern weist auch einige der schönsten und spektakulärsten Surf-Spots des Kontinents auf.
Doch alles der Reihe nach: unsere Reise führte uns von Perth, der „isoliertesten Großstadt der Welt“ zuerst nach Busselton, einer netten Küstenstadt mit etwa 15.000 Einwohnern. In der Ferienzeit des australischen Sommers zwischen Dezember und Februar kann sich diese Zahl leicht vervierfachen, denn da nutzen viele Touristen die Stadt als Ausgangspunkt für Ausflüge in die Region.
Busselton selbst ist bekannt für die längste Hafenmole der südlichen Hemisphäre. Das soeben von Grund auf renovierte Holzpier (Busselton Jetty) ist 2 Kilometer lang und ein äußerst beliebtes Fotomotiv. Hier kann man wunderbare Spaziergänge unternehmen oder mit dem nostalgischen Jetty Train eine Fahrt unternehmen, bei der man – mit etwas Glück – sogar Delphine und Seelöwen sehen kann.
Weiter ging’s über die schicke Kleinstadt Dunsborough, mit ihren zahlreichen Restaurants und Cafés durch den Cape Naturaliste Nationalpark zum Cape Naturaliste Lighthouse, einem entzückenden Leuchtturm am nordwestlichen Zipfel der Region. Am Weg dorthin kommt ihr an einigen der schönsten Strände vorbei, ein Abstecher ans Meer etwa nach Eagle Bay oder Bunker Bay lohnt unbedingt. Am Leuchtturm angekommen könnt ihr entweder das putzige Maritime-Museum besuchen oder ihr begebt euch auf den wunderbaren Küstenwanderweg, der euch in etwa zweieinhalb Stunden an die schönsten Küstenabschitte der Region führt.
Auf dem Weg retour Richtung Yallingup kommt ihr auf der Caves Road (nomen est omen) an zahlreichen kleineren und größeren Kalksteinhöhlen vorbei. Die wohl spektakulärste ist Ngilgi Cave, eine riesige unterirdische Höhle mit famosen Gesteinsformationen und riesigen Stalaktiten mit bis zu 9 m Umfang – allesamt duch färbige Beleuchtung prächtig in Szene gesetzt. Hier hat man die Auswahl zwischen mehreren Touren, von der einfachen halb-geführten etwa einstündigen Standardtour bis zur ultimativen Abenteuer-Tour durch verwinkelte Höhlensyteme, die der breiten Öffentlichkeit nicht zugänglich sind.
Die winzige Ortschaft Yallingup mit ihren nur 300 Einwohnern gilt als Surferparadies. Die Küste rund um Yallingup eignet sich mit ihrer tosenden Brandung hervorragend zum Wind- und Kitesurfen, doch auch wenn ihr selbst nicht surft, ist der Ort einen Abstecher wert, denn soviele lässige und sexy Typen auf einem Haufen bekommt man so schnell nicht wieder zu sehen. Insidertipp: die Strände Smith’s Beach und Injidup Beach sind schlichtweg DER Hammer und lohnen einen Besuch jedenfalls. Wir sagen nur: herrlicher Sandstrand, glasklares Meer und zumeist keine Menschenseele weit und breit, zu finden etwa 5 Kilometer südlich von Yallingup.
Weiter geht es auf der Caves Road Richtung Margaret River. Vorbei an wunderschönen Kunstgalerien (teilweise mit Arbeiten lokaler Aboriginal-Künstler) und riesigen Farmen mit angeschlossenen Verkaufslokalen, die herrliche regionale Produkte anbieten, geht es zu einem der zahlreichen Weinbetriebe der Region.
Die Region rund um Margaret River ist bekannt für ihre teilweise ausgezeichneten Weine und schönen Kellereien. Als lokale Spezialität gilt eine Cuveé aus Semillion und Cabernet Sauvignon – gut gekühlt ein herrlicher Begleiter zu frischem Seafood ebenso wie einem zünftigen Barbecue (BBQ). Als besonders bekannt und beliebt gelten die Weingüter von Vasse Felix, Knee Deep Wines, Clairault Wines und Knotting Hill Estate, aber auch kleinere Wineries, wie etwa Woody Nook bieten äußerst interessante Weine an.
Auch wenn die Bezeichnung „Cellar Door“ signalisiert, dass Weinverkostungen angeboten werden, Weinkeller im klassischen Sinn wird man vergeblich suchen. Hier regieren riesige Hallen mit den notwendigen Stahltanks, sowie gigantische Flugdächer mit unzähligen Weinfässern in allen möglichen Größen das Bild. Nachdem in dem Gebiet erst seit den späten 1960er Jahren Weinbau betrieben wird, verwundert es nicht, dass die meisten Vineyards sehr modern ausgestattet, und die oftmals angeschlossenen Restaurants ausgesprochen stylish (und teuer) sind. Flair haben die von uns besuchten Betriebe aber allesamt und die (kostenlosen) Verkostungen laufen sehr locker und ungezwungen ab, niemand ist böse, wenn danach nichts verkauf wird. Uns wird oftmals vorweg mitgeteilt, dass Lieferungen nach Europa nicht möglich seien, wir aber unbedingt die Eindrücke unserer Verkostung in unserer Heimat weitergeben sollen.
Neben dem Weinbau haben sich in der Region in den letzten Jahren auch einige Bierbrauereien erfolgreich angesiedelt, gebraut wird hauptsächlich Lager, einige versuchen sich auch an Pilsener und Ales, manche durchaus erfolgreich. Die Duckstein Brewery at Saracen Estate, sowie Eagle Bay Brewing Company und Occy’s Brewery zählen dabei zu den bekanntesten Brauerein der Region.
Abgerundet wird das kulinarische Angebot mit einer wunderbaren Schokoladefabrik, einer Nougatmanufaktur, sowie einer vorzüglichen Nussrösterei. In Busselton findet sich außederdem eine interessante Käserei, die wunderbaren Cheddar herstellt. Dazu gibt es natürlich eine große Anzahl an vorzüglichen Restaurants, die zumeist größeren Wineries angeschlossen sind – allerdings bieten nur manche Abendessen (Dinner) an, zumeist gibt es hervorragenden Lunch zu Mittag.
Die freundschaftliche und ungezwungene australische Art macht es Europäern leicht sich in die Gegend zu verlieben und die herrliche Landschaft trägt ihr Übriges dazu bei, dass man nach der Rückkehr von einem unvergesslichen Urlaub schwärmen wird.
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Fotos © Kave Atefie
Linktipps:
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Margaret River Region – official Website
Bettenay’s Margaret River Nougat Company
Erotikreisen – Reisen einmal anders
Vasse Felix Vineyard
Clairault Winery and Restaurant
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