In einschlägigen Inseraten liest man immer wieder darüber, selbst kommt man – außer man hat eine entsprechende Vorliebe – aber eher selten damit in Berührung: es geht um die weitgehend tabuisierte Urophilie. Aber was meint Urophilie eigentlich? Und was mögen Liebhaber von Natursekt und wie leben sie diese Leidenschaft aus?
Natursekt ist ein Synonym für menschlichen Urin, und wer auf Natursekt steht, mag tabulose Spiele mit menschlichem Urin. Ob nun aktiv oder passiv, das ist Geschmacksache. Meist geht es bei Natursektspielen aber um Dominanz, bzw. Unterwerfung.
Urophilie – Vorliebe für Natursekt
Urophilie, auch Undinismus genannt, ist die sexuelle Vorliebe für ‚Natursekt‘ – vulgo menschlichen Urin. Die Flüssigkeit an sich, der Geruch oder der Prozess des Urinierens werden als erotisch und sexuell stimulierend erlebt und entsprechende Praktiken in die Sexualität eingebaut. Lustgewinn durch die orale Aufnahme von Urin, eine extreme Ausprägung der Urophiliie – nennt man Urophagie.
Beim Sex gilt natürlich: Erlaubt ist was gefällt – vorausgesetzt es gefällt beiden! Wenn aber Natursektspiele die partnerschaftliche Sexualität vollends ersetzen und sexuelle Befriedigung ohne Verwendung des Fetisch erschwert oder sogar unmöglich erscheint, entsteht üblicherweise Leidensdruck – zumindest bei einem der Partner. Im Rahmen der sexualmedizinischen Diagnostik spricht man dann von pathologischer Urophilie, die im Rahmen einer Psychoanalyse bearbeitet werden kann.
Natursektspiele – wer und warum?
Liebhaber von Natursektspielen weisen vor allem auf die Luststeigerung durch den Tabubruch hin. Hier geht es um eine extreme Ausübung von Macht und Unterwerfung. Der aktive, herrische Part pinkelt in einem Akt der Dominanz den passiven Partner an. Dieser akzeptiert das als Akt seiner Unterwerfung und der völligen Hingabe.
Entsprechende Praktiken werden sowohl von Männern als auch von Frauen, aktiv und passiv sowohl in hetero-, als auch in homosexuellen Partnerschaften ausgeübt.
Bei Homosexuellen hilft der weit gebräuchliche „Hanky Code“ als Orientierung: ein gelbes Taschentuch in der hinteren Hosentasche steht zunächst einmal für die prinzipielle Bereitschaft zu ‚Pissspielen’. Steckt das Tuch in der linken Gesäßtasche handelt es sich um einen aktiven Urophilen (Urinspender), steckt das Tuch in der rechten Hosentasche handelt es sich um einen potentiell passiven Partner, der Urin empfangen möchte.
Da die gesellschaftliche Akzeptanz dieser sexuellen Praktik sehr gering ist, gibt es kaum aussagekräftige Zahlen über die Häufigkeit der Urophilie bzw. der Urophagie.
Natursektpraktiken per se sind keine BDSM-Praktiken kommen aber häufig im Kontext von BDSM vor. Diesfalls haben sie auch eine weitere Bedeutung. Es geht um die Demonstration der Überlegenheit des dominanten Partners (Top) gegenüber dem kontrollierten Partner (Bottom). Fachbegriffe dafür: Urosadismus bzs. Uromasochismus.
Mögliche Zielsetzungen von Natursektspielen:
- Demütigung und Bestrafung (im Rahmen von BDSM)
- Objektifizierung: der kontrollierte Partner wird auf die Funktion des Gegenstandes, in diesem Fall des Urinals, reduziert
- Belohnung: dies gilt nur, wenn der kontrollierte Partner dies als luststeigernde Praktik wahrnimmt
- Kontrolle: Lustgewinn durch die beim kontrollierten Partner herbeigeführte Harnverhaltung
Entstehung von Urophilie
Was ausschlaggebend für das Entstehen der Urophilie ist, ist unklar. Manche meinen, dass das (übermässige?) elterliche Hätscheln nach erfolgreichem Urinieren ins Töpfchen, bzw. die (zu?) lustvolle Säuberung der Geschlechtsteile im Anschluss verantwortlich für die Entstehung des Fetisch sein könnten. Das kleinkindliche Gehirn verknüpfe das Urinieren untrennbar mit sexuellen Wohlgefühlen.
Doch auch gegenteilige Verknüpfungen seien denkbar, etwa dass ein Kind nach unerwünschtem Urinieren geschimpft oder gar geschlagen würde. Um den Schmerz erträglicher zu machen, münze das Gehirn den Schmerz in Erregung um und diese Prägung bleibe dann ein Leben lang aufrecht.
Andere Theorien behaupten, dass mit dem Urinieren in oder an einen Partner tierische Instinkte ausgelebt werden. Es gehe um Revier- bzw. Besitzmarkierung.
Die Expertenstimmen zur Entstehung von Urophilie sind uneinig und die Wissenschaft ist bis dato noch zu keiner finalen Erklärung für die Entstehung von Natursektfetischismus gekommen.
Medizinische Risiken?
Aus medizinischer Sicht ist der Umgang mit frischem Urin gesunder Menschen an sich problemlos solange keine Aufnahme der Flüssigkeit erfolgt. Bei der Aufnahme von Urin sollte man vorsichtiger sein: hierbei sind Ansteckungen möglich.
Ein besonderes Risiko bildet dabei die Infektion mit Hepatitis A, aber auch Urin von chronisch kranken Menschen und solchen, die regelmäßig Medikamente einnehmen, sollte nicht konsumiert werden. Ein Gespräch mit einem Allgemeinarzt oder auch einem spezialisierten Urologen kann aber Aufklärung schaffen, ob bei bestimmten Krankheiten oder der regelmäßigen Einnahme bestimmter Medikamente ein erhöhtes Risiko besteht, bzw. welche urophilischen Praktiken jedenfalls unbedenklich sind.
Hinsichtlich HIV Ansteckung bestehe bei sexuelle Praktiken mit Urin laut der Deutschen AIDS-Hilfe kein Risiko, da das AIDS-auslösende HI-Virus zwar auch in Urin (wie z.B. auch in Speichel oder Schweiß) nachgewiesen wurde, jedoch in so geringer Menge, das eine Ansteckung nicht möglich ist. Achtung aber bei Blasenentzündung (Zystitis): hier besteht bei Natursektpraktiken akute Infektionsgefahr.
Vom Kontakt zu gelagertem Urin wird wegen der rasch einsetzenden Verkeimung der Flüssigkeit in jeden Fall dringend abgeraten.
Good to know: Die Bezeichnungen Natursekt wird oftmals auch mit „ns“ abgekürzt. Watersports, Pissing, Peeing, Golden Shower, Golden-Waterfalls und Wet-Games sind ebenfalls verbreitete Synonyme für Urophilie.
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