Sexualstörungen und sexuelle Funktionsstörungen

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Sexualstörungen

Sexualstörungen – was ist nocht „normal“?

Bei Störungen der sexuellen Funktionen und Reaktionen wird von sexueller Dysfunktion oder sexuellen Funktionsstörungen gesprochen. Unter den Begriff Sexualstörung fallen aber auch Ausprägungen des Sexualverhaltens bzw. des sexuellen Erlebens, die durch die Betroffenen selbst als „Störung“ empfunden werden. Das heißt individuelle Ansprüche an eine erfüllte Sexualität, die für die betreffende Person nicht erreichbar sind.

Sexualstörungen gehören sicherlich zu den wenigen verbliebenen Tabus unserer Zeit, Betroffene haben oftmals das Gefühl sich nicht mitteilen zu können – ein Umstand der die Probleme weiter verschärft. Ein hoher Leidensdruck ist die Folge.

Die Unterschiede und Ursachen – physisch und/oder psychisch

Bei sexuellen Störungen wird unterschieden zwischen:

➢ primären (lebenslang bestehenden) sexuellen Dysfunktionen
➢ sekundären (erworbenen) sexuellen Dysfunktionen
➢ generalisierten (stets vorhandenen) sexuellen Dysfunktionen
➢ situativen (nur in bestimmten Situationen auftretenden) sexuellen Dysfunktionen.

Sexuelle Störungen können psychisch bedingt sein, aber auch nur rein körperliche Ursachen haben. Auch eine psychosomatische, also dem Zusammenspiel beider Ursachen, ist möglich. Im Allgemeinen sind sie durch mehrere Ursachen bedingt.

Sehr häufig werden sexuelle Funktionsstörungen durch psychische Faktoren ausgelöst, aufrecht erhalten und verstärkt. Daher kann die sexuelle Dysfunktion bei fehlenden organischen Leiden durch psychologische bzw. psychotherapeutische Behandlung erheblich verbessert werden.

Phasen sexueller Störungen (nach Masters und Johnson)

Phase 1 Sexueller Reaktionszyklus

Sexuelle Appetenzstörung – hier ist das sexuelle Verlangen gehemmt oder verloren gegangen

Auslösende Faktoren:
➢ insbesondere Beziehungsprobleme durch gesellschaftliche Normen
➢ religiöser Glauben
➢ Angst vor Kontrollverlust, Schwangerschaft oder Geschlechtskrankheiten
➢ psychosexuelle Traumatisierungen
➢ berufliche Überforderung usw.

Phase 2 Sexueller Reaktionszyklus

Bei der Mehrheit der Betroffenen besteht allerdings Interesse an sexueller Aktivität (Appetenz), doch in der Phase der Erregung behindern Erregungsstörungen die genitalen Funktionen, wodurch Geschlechtsverkehr nicht möglich ist.

Durch psychologische und therapeutische Unterstützung können Einstellungen und Erwartungen analysiert und verändert werden. Mögliche sexuelle Leistungs- und Versagensängste, möglicher beruflicher oder partnerschaftlicher Stress können abgebaut werden, eine allgemeine Entspannung stellt sich ein, die wiederum eine Erektion möglich macht.

Hier ist noch die Kommunikation untereinander zu nennen: bitte teilt dem Liebsten ohne Scheu mit was euch gefällt. Das gilt vor allem für Frauen, die diesbezüglich noch immer zurückhaltender sind als Männer.

Phase 3 Sexueller Reaktionszyklus

Auch in dieser Phase, der Orgasmusphase, behindern Faktoren wie Stress, Ängste oder Beziehungsprobleme einen befriedigenden Sexualakt.
Geschlechtsspezifisch ist beim Mann Ejaculatio praecox (der vorzeitige Samenerguss) die häufigste sexuelle Funktionsstörung. Bei der Frau Anorgasmie (die Unfähigkeit, einen Orgasmus zu erleben), Schmerzen beim Sex oder Vaginismus (Verkrampfung der Scheidenmuskulatur).

Klinisch-psychologische Verfahren zur Einstellung- und Verhaltensänderung können auch hier zu Krampflösung und folglich zu einer befriedigenden Sexualität beitragen führen.

Phase 4 Sexueller Reaktionszyklus

Wieder sind Ängste, Schuldgefühle oder dergleichen Schuld, wenn es in der letzten Phase, der Entspannungsphase nicht klappen will, dass sexuelle Befriedigung erlebt wird. Besonders in diesem Fall kann übersteigertes sexuelles Verlangen, die sogenannte Sexsucht, entstehen.

Paraphilien – Störungen der sexuellen Präferenzen

Der Begriff Paraphilie bezeichnet eine Störung der sexuellen Präferenz – diese äußern sich durch dauerhaften sexuellen Drang nach einem ungewöhnlichen Sexualobjekt oder einer ungewöhnlichen Art der sexuellen Stimulierung. Zum Zweck sexueller Erregung werden vorzugsweise oder ausschließlich entsprechende Reizsituationen wiederholt aufgesucht oder in der Fantasie inszeniert.

Ungewöhnliche sexuelle Phantasien oder gelegentlich auch Verhaltensweisen sind verbreitet und noch keine Paraphilie. Was die Paraphilien zu psychischen Störungen und nicht einfach zu extravaganten Vorlieben macht, ist, dass Menschen, die von einer Paraphilie betroffen sind, anderen oder sich selbst Leid zufügen.

Die fehlende Akzeptanz des eigenen Geschlechts und vollständige Identifikation mit dem anderen Geschlecht (Transsexualität) gilt im Gegensatz zur Homosexualität als Geschlechtsidentitätsstörung.

Als krankhaft gestört gilt die Sexualpräferenz dann, wenn sich sexuelle Interessen auf Kinder (Pädophilie) oder andere nicht einwilligungsfähige Personen richten -) strafbar!
Eine krankhafte Störung liegt ebenso vor, wenn Leiden, Demütigung, Schmerz oder Erniedrigung des Partners (Sadismus) oder der eigenen Person (Masochismus) sexuelle Erregung hervorrufen. Auch wenn nicht menschliche Objekte wie Tiere (Sodonie) oder ein Ersatzobjekt (Fetischismus) erregend wirken.

Im Gegensatz dazu richten sich bei Voyeurismus und Exhibitionsmus die sexuellen Phantasien und Handlungen schon an Personen, die Sexualpartner sein könnten. Dennoch fehlt im Allgemeinen das Einverständnis der jeweiligen Person, die heimlich beim Ausziehen, nackt und/oder beim Sex beobachtet wird. Auch fehlt grundsätzlich immer das Einverständnis, wenn die Geschlechtsorgane in der Öffentlichkeit entblößt werden. Daher gelten auch Voyeurismus und Exhibitionsmus als Paraphilien und sind ebenfalls strafbar.

Auf der anderen Seite können manche sexuelle Vorlieben und Formen durchaus Teil eines gegenseitig befriedigenden Sexuallebens sein – vorausgesetzt BEIDE Partner haben was davon.

Wenn eine sexuelle „Spielart“ allerdings beginnt das Sexualverhalten zu dominieren, zwanghaft aufgedrängt wird, von der betroffenen Person selbst oder dem Partner als unangenehm empfunden wird oder wenn ein Erregungszustand nur mit Hilfe ausgefallener Praktiken möglich ist, sollte dies als Alarmzeichen detektiert werden! Beratung und gegebenenfalls eine Therapie sind hier dringend angezeigt. Jedenfalls muss der Grundsatz „Aus Phantasien dürfen keine Taten werden“ gelten.

[nikir]

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