Wer einen Blick in ein Schlafzimmer riskiert oder sein Auge in einem Nachtclub an einem scharfen Strip weidet, ist noch lange kein „Spanner“. Erst, wer andere heimlich beobachtet und nur dadurch Befriedigung erlangen kann, kann als Voyeur bezeichnet werden. Dabei ist Voyeurismus oft Ausdruck eines unerfüllten Sexuallebens.
Voyeurismus bedeutet: durch Beobachtung anderer Personen erregt zu werden, vornehmlich, wenn diese nackt sind oder Sex haben. Wenn es auch weibliche Voyeure gibt, so betrifft Voyeurismus doch hauptsächlich Männer, die dann oft als „Spanner“ bezeichnet werden, ein Begriff, der allerdings äußerst negativ besetzt ist. Denn nicht jeder, der gerne „dabei“ zusieht, ist ein Voyeur.
Einer kanadischen Studie zufolge ist die Lust an der lustvollen Beobachtung weit verbreitet. 70 Prozent der Männer und 40 Prozent der Frauen sehen anderen gerne beim Sex zu. Die Gefahr, beim heimlichen Beobachten erwischt zu werden, würde immerhin 60 Prozent der Männer dennoch nicht abhalten, heimlich in ein Schlafzimmerfenster zu gucken.
Vor allem Männer also beobachten Nackte oder Paare beim Sex sehr gerne, die meisten unterhalten daneben jedoch ganz normale sexuelle Beziehungen. Was sie suchen, ist ein kurzer Blick durch ein Schlafzimmerfenster, auf ein Paar, das sich gerade seiner Lust hingibt oder auf jemanden, der sich gerade auszieht, um duschen zu gehen. Erst wenn solche voyeuristischen Tendenzen zur Sucht werden, handelt es sich um ein ernsthaftes psychisches Problem.
Voyeurismus als Krankheit
Aus Sicht der Psychologie ist Voyeurismus eine Krankheit, denn der Voyeur benötigt das heimliche Beobachten für seine Befriedigung. Voyeurismus geht manchmal auch mit anderen Störungen wie Exhibitionismus oder Sadismus einher. Der Begriff Voyeurismus stammt vom französischen Wort voir (=sehen) ab. Merkmal des Voyeurismus ist, dass der Beobachtete selbst nicht weiß, dass er beobachtet wird. In der Regel masturbiert der Voyeur bereits beim Beobachten seiner Lustobjekte beziehungsweise kurz nach dem Erlebnis des Beobachtens. Oft malt er sich aus, dass er selbst mit den beobachteten Personen sexuelle Beziehungen unterhält.
Was „normales“ Verhalten ist und wo Voyeurismus beginnt, ist zwar nicht immer klar abgrenzbar, jenseits der Grenze befindet sich jedenfalls das Beobachten nackter Fremder am FKK–Strand. Nacktbadestrände gelten als besonders beliebter Aufenthaltsort für Voyeure. FKK-Anhänger achten daher aufmerksam auf mögliche Voyeure, Menschen mit voyeuristischem Verhalten werden in keinster Weise toleriert. Auch Swingerclubs oder Umkleidezonen sind beliebte Ziele der “Spanner“. Dem Voyeur ist Anonymität besonders wichtig, er will auf jeden Fall unerkannt bleiben. Die Gefahr des ertappt Werdens gibt ihm einen zusätzlichen Kick.
Die Angst vor der Partnerschaft
Voyeure sind oft mit wenig Selbstbewusstsein ausgestattet, wirken gehemmt, verhalten sich ähnlich wie Exhibitionisten. Sie unterhalten kaum Kontakte zu anderen Menschen und haben Mühe oder Angst davor, eine Beziehung einzugehen. Voyeurismus ist für sie eine Art Ersatzbefriedigung, da die Erfüllung einer „normalen“ sexuellen Beziehung fehlt.
Der „typische Voyeur“ ist jung und single, lebt meistens in ärmlichen Verhältnissen. Der Voyeurismus wird schon in der Pubertät manifest. Denn 50 Prozent der Voyeure leiden bereits mit 15 Jahren an der Sexualstörung. Wer bis zum 20. Lebensjahr keinen Voyeurismus entwickelt hat, wird in der Regel danach nicht mehr davon betroffen sein. Etwa 14 Prozent der Voyeure werden im Laufe des Lebens sexuell straffällig. Eine besondere Form des Voyeurismus ist die Skoptophilie. Dabei handelt es sich um die Erregung durch das Beobachten des Beischlafs oder der Masturbation anderer. Eine psychotherapeutische Behandlung kann Erfolge bringen, um die Lust am Beobachten anderer zu mindern.
[red & ameis]
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