Allein das Thema High Heels im office ist schon kontrovers, umso mehr die Aufforderung – oder Warnung? – den firmeninternen Aufstieg unter Ausnützung der weiblichen Reize zu forcieren. Doch was ist dran am Thema? Wie wird der Versuch, aus erotischem Kapital Vorteile zu generieren, wahrgenommen und sind solche Versuche erfolgreich?
Ins Office stöckeln?
Erinnern Sie sich noch an den Erlass einer österreichischen Kurzzeit-Infrastrukturministerin, die Mitarbeiterinnen ihres Büros das Tragen von Stöckelschuhen untersagen wollte – angeblich, weil das Geklappere der hohen Absätze zu laut wäre?
Oder denken wir an den erst kürzlich in den Medien diskutierten Fall aus England: Eine britische Leiharbeitsfirma vermittelt Empfangspersonal an namhafte Unternehmen – Voraussetzung für eine erfolgreiche Vermittlung von Frauen war allerdings deren Einverständnis, Schuhe mit Absätzen zwischen fünf und zehn Zentimetern zu tragen.
Eine betroffene Arbeitnehmerin hat eine Petition in die Wege geleitet und bald an d0e 100.000 Unterstützer gehabt – nun wird das Thema Kleidungsvorschriften parlamentarisch bearbeitet.
Wie man sieht – die Meinungen zum Thema Stöckelschuhe im Büro gehen weit auseinander: die einen sollen nicht dürfen, die anderen dürfen nicht müssen.. Doch gehen wir mal davon aus, dass es jeder Frau selbst überlassen bleibt welches Schuhwerk sie im Büro tragen möchte – ist es legitim, z.B. High Heels zu wählen, die die weiblichen Reize besonders betonen?
Auf High Heels in die Chefetage?
Letztlich sind wir alle Tiere – instinktiv reagieren wir auf bestimmte Reize und der Sexualtrieb ist einer unserer Urinstinkte. Ist es daher in Ordnung erotisches Kapital im Berufsumfeld zu Markte zu tragen? Und ist diese Strategie überhaupt erfolgreich oder eher kontraproduktiv?
Eine Umfrage unter 500 Österreichern hat erst kürzlich ergeben, dass die Mehrheit der Befragten – und zwar unabhängig vom Geschlecht – sich dagegen ausspricht, dass Frauen ihre erotische Ausstrahlung für Karrierezwecke nutzen. Auf die Frage „Sollen Frauen ihren Sex-Appeal für beruflichen Erfolg einsetzen?“ gab es 62 % ‚Nein‘ Antworten.
Und dennoch gibt es auch Ratgeber, die genau diese Strategie empfehlen. Im Buch ‚Erotisches Kapital‘ wird das Geplänkel zwischen den Geschlechtern im Berufsumfeld wissenschaftlich durchleuchtet und hinterfragt. Die britische Soziologie Professorin Cahtherine Hakim kommt dabei zu folgendem – banalem – Schluss: „Männer bekommen nie genug Sex“ – und der Einsatz erotischer Reize sei daher jedenfalls eine erfolgversprechende Strategie.
Männer wollen nur das Eine
Laut Hakim belegen zahlreiche Vorstudien dieses männliche Sexdefizit – auch wenn Männer dies in dieser Offenheit niemals zugeben würden. Attraktive Frauen hätten damit die Möglichkeit durch den Einsatz ihrer Reize zunächst Aufmerksamkeit – und in Folge wohl auch mehr Chancen und Möglichkeiten im Berufsleben zu erlangen.
Denn wer wahrgenommen wird, hat einfach mehr Möglichkeiten seine Qualifikation unter Beweis zu stellen. Dass nach Außen natürlich immer NUR die Qualifikation zählt, ist klar, – aber auch Männer sind nur Menschen und unübersehbare sexuelle Reize ziehen einfach Blicke auf sich – und damit männliche Aufmerksamkeit und Chancen, sich zu profilieren.
Beauty Bonus ….
Dass attraktive Menschen mehr verdienen ist kein Gerücht. Der sogenannte ‚Beauty Bonus‘ ist empirisch belegt und liegt zwischen 13 und 20% Plus beim Gehalt. Im Übrigen gilt dieser Attraktivitätsbonus für beide Geschlechter gleichermaßen.
Doch naturgegebene objektive Attraktivität ist das Eine, bewusster Einsatz – auch! – sexueller Reize hingegen etwas grundlegend Anderes: „Wenn sich zu einer durchschnittlichen Attraktivität soziale Fähigkeiten und eine gekonnte Selbstinszinierung auch unter Einsatz weiblicher Reize gesellen, kann man so manches objektives Defizit wieder wettmachen,“ so Hakim.
In Wahrheit lautet die These ihres Buchs, dass Attraktivität und Ausstrahlung im Zusammenspiel mit Intelligenz, Bildung und sozialer Kompetenz die Gesamterscheinung eines jeden Menschen bestimmen. Kritiker und auch so manche Feministinnen haben den Inhalt des Buches allerdings auf die Botschaft reduziert, Frauen sollten sich hochschlafen.
….und erotisches Kapital
In Wahrheit wirft Hakims Buch, inzwischen ein Bestseller, aber eine tiefere Frage auf: Gibt es eine eigene Eigenschaft „erotisches Kapital“ ? Und wieweit darf – oder soll – Mann und Frau – sie nutzen?
Erotisches Kapital besteht aus sechs Elementen:
- Schönheit
- Sex-Appeal
- Temperament
- Kleidungsstil
- Charme
- soziale Kompetenz
Während ‚Schönheit‘ mehr oder weniger angeboren und unveränderbar ist, lässt sich die Summe des erotischen Kapitals durch die Optimierung der anderen Elemente erhöhen. Entgegen dem landläufigen Vorurteil, dass schöne, erotische Frauen nicht intelligent sind bzw. sein können, beweisen immer mehr attraktive Frauen, dass dieses Vorurteil schlichtweg dumm ist.
Ob es nun um den IQ von Sharon Stone, der Karriere von IWF-Chefin Christine Lagarde oder den beruflichen Erfolg von Heidi Klum geht – diese Frauen sind wohl unbestritten schön, klug und erfolgreich!
Während Sharon Stone und Heidi Klum ihr erotisches Kapital offen zur Schau tragen, ist das bei der Chefin des Internationalen Währungsfonds nicht der Fall. Dennoch nennt Catherine Hakim Christine Legarde als das Paradebespiel einer Frau, die ihr erotisches Kapital trotz immer äußerst seriösen Äußeren Erscheinungsbilds perfekt einzusetzen weiß und Karriere gemacht hat.
Die Kernaussage des Buches ‚erotisches Kapital‘: Erfolgreiche Menschen können sich gut in Szene setzen, wissen, wie sie sich präsentieren müssen, kompensieren kleine Schwächen – und sind vor allem authentisch!
Das Vorurteil vom blonden Dummchen hält einer Überprüfung in der Wirklichkeit schon längst nicht mehr stand. Attraktivität ausspielen und kompetent wirken – ja das geht! Und genau diese Strategie führt erfolgreiche Menschen beiderlei Geschlechts auch in die Chefetage – und zwar in die Position des Chefs! Das Gesamtpaket muss stimmen – und der Einsatz erotischen Kapitals, so wie Hakim es versteht, gehört da einfach dazu.
Bitte nicht ordinär!
Ein letzter Tipp: Wichtig beim Einsatz der erotischen Reize: Übertreiben Sie nicht! Nichts ist peinlicher als ein zu kurzer Rocke, ein zu tiefer Ausschnitt oder zu hohe Schuhe. Gar nicht gut ist auch eine Kombination dieser drei Präsentationsmöglichkeiten.
Klar ist auch: wenn sexuelle Reize in den Vordergrund rücken, ‚dahinter‘ aber keine Kompetenz vorhanden ist, dann werden Versuche, sich eine Bühne zu schaffen, vielleicht sogar erfolgreich sein. Ob das dann allerdings auch die Bühne ist, auf der Sie auftreten wollen, bleibt fraglich – aber ja, zugegeben, auch Frau Knackal aus der Kultserie MA 2412 hatte ihre Fans.
[abo]
Linktipps:
-
Erotische Spielereien am Arbeitsplatz
Kontaktbörse Arbeitsplatz
Das richtige Selbstwertgefühl – Ich bin wie ich bin
Welt online: Das erotische Kapital erfolgreicher Frauen