Fetischismus – Definition & Geschichte

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Sexuelle Befriedigung durch lustvolle Verehrung

Sexuelle Befriedigung durch lustvolle Verehrung

Männer und Frauen, Verpackt in Lack und Leder, gefesselt und geknebelt in aufreizenden Dessous oder aufwendigen Uniformen – mit zumeist solchen Dingen wird heutzutage das Wort „Fetischismus“ in Verbindung gebracht. Seinen Ursprung hat es jedoch in der Religion. Es bezeichnet die kultische Verehrung lebloser Gegenstände, die besonders bei Naturvölkern praktiziert wird.

Die Naturvölker verehrten, wie gesagt, leblose Gegenstände – und auch der sexuelle Fetischismus dreht sich (beinahe ausschließlich) um Gegenstände. Um Hilfsmittel, die den Weg zum sexuellen Höhepunkt ebnen, wenn der eigene (oder ein fremder Körper) alleine dazu nicht ausreicht. Per medizinischer Definition ist er die sexuelle Erregung und Befriedigung durch Ersatzobjekte. Doch bevor wir zum Latex-, Urin- oder Strampelanzug-Teil kommen, erst ein kurzer Blick auf die Historie des modernen Fetisch-Begriffes:

Bei den Schamanen vieler Naturvölker bezieht er sich also auf religiöse Rituale und Heilpraktiken, die mit verehrten Gegenständen vollzogen werden und diese in den Mittelpunkt der jeweiligen Handlungen rücken. Der französische Psychologe Alfred Binet griff diese gegenständliche Verehrung auf, um einem Phänomen einen Namen zu geben: Der sexuellen Fixierung auf Objekte. Die Vielzahl der Objekte, die Zentrum eines solchen Fetisches sein können, ist manigfaltig, lange, umfangreich und teilweise so absurd ideenreich, daß es beinahe unmöglich erscheint, sie statistisch zu erfassen. Die menschliche Natur lässt sich eben nur schwer in Zahlen, Tabellen und kühle Fakten fassen.

Ein Fakt ist jedoch, das ein solcher Fetisch, wenn er zwanghafte Züge annimmt, als krankhafte Störung zu werten ist, der die Lebensqualität des Betroffenen und seines/seiner PartnerIn massiv beeinträchtigen kann. Denn wenn eine sexuelle Befriedigung nur noch über den Fetisch erlangt wird, wenn der Partner (oder andere Sexualpartner) zunehmend in den Hintergrund rücken, so kann dies eine gefährliche Asozialisation zur Folge haben. Doch wie gesagt, zwanghaft ist das böse Wort. Wenn der Fetischismus ein gesundes Seelenleben und eine funktionierende Partnerschaft zulässt, ist grundsätzlich Toleranz gefragt und nichts dagegen einzuwenden. Schließlich setzen die meisten seiner Erscheinungsformen niemanden einer Gefahr aus. Seine Spielarten sind zumeist harmlos und drehen sich oft um Kleidungsstücke (speziell Schuhe, Pelze, Leder- oder Latexkleidung).

Aber auch Körpersekrete können Mittelpunkt einer Obsession sein. Grundsätzlich ist ein halbwegs sozial gesundes Ausleben dieser abnormen sexuellen Praktiken nur mit einem Parter/einer Partnerin möglich, der/die dieselben – oder ähnliche – Vorlieben teilt oder toleranter ist, als der Otto-Normalbürger. Denn die meisten Menschen reagieren wohl sehr verstört, wenn ihnen ein solcher Fetisch offenbart wird. Fetisch als sexuelle Ersatzhandlung endet jedoch nicht beim Schnüffeln an getragener Kleidung, beim Tragen von Damenunterwäsche oder beim Sammeln diverser Objekte. Er kennt auch Spielarten mit Pflanzen, Tieren, Urin oder anderen Körperflüssigkeiten, wie beispielsweise Schweiß. Selbst sexuelle Erregung durch Verkrüppelung oder Amputation ist bekannt. Am häufigsten ist jedoch mir Sicherheit der Kleider-Fetischismus.

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Die Wissenschaft ist sich grundsätzlich über seine Ursachen und Motive uneins. So wird der sexuelle Fetischismus sowohl als Krankheit – er ist im Internationalen Krankheitscode angeführt – , wie auch als harmlose Spinnerei gesehen. Doch wie schon besprochen: Vorsicht ist geboten, denn die Grenze ist fließend! Wenn Fetisch den Sex mit einem Partner völlig ersetzt, kann er nicht mehr als Marotte abgetan werden.

Seine Ursachen sind also nur vage bekannt und bewegen sich eher im Dunstkreis von Vermutungen und Mutmaßungen. Von starken Liebesentbehrungen oder zu früher Entwöhnung in der Kindheit bis zu Schwierigkeiten im sozialen Umgang reichen die Theorien. Vererbung gilt zwar als unwahrscheinlich, kann aber nicht ganz ausgeschlossen werden.

Conclusio: Wer einem – wie auch immer gearteten – Fetisch frönt, braucht sich a) nicht zu schämen und b) keine Angst haben „krank“ zu sein. Denn der Fetischismus wird heutzutage üblicherweise als sexuelle Ausprägung und nicht mehr als psychische Störung angesehen. Bei wem es jedoch zu einer Besessenheit ausartet, die die Lebensqualität des Betroffenen massiv beeinträchtigt, der sollte eine Verhaltenstherapie, oder zumindest einen Besuch beim Psychologen in Betracht ziehen.
Ansonsten, schmiegt euch in eure Pelze, verkleidet euch als Eichhörnchen, tragt Windeln, lutscht an einem Schnuller, lasst euch Auspeitschen, schnuppert an Höschen – aber vor allem: habt Spaß am Leben und der Sexualität.

[thomer]

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