Sex dient seit langem nicht mehr einzig der Fortpflanzung. Über die Jahrhunderte hinweg hat der Mensch eine Vielzahl von sexuellen Praktiken entwickelt und erotische Rollenspiele zum Ausleben sexueller Wünsche und Fantasien gespielt. Sex bzw. die sexuelle Stimulation erlangte einen eigenen Sinn und Zweck. Sex wurde zum Ausdruck des menschlichen Erfindungsreichtums.
Als Sexualpraktiken werden nicht nur Handlungen bezeichnet, die die direkte Stimulation der Genitalien bedeuten, sondern alles was für die Beteiligten als sexuell erregend empfunden wird: Leidenschaftliches Küssen, sinnliche Massagen, das gemeinsame Ansehen eines erotischen oder Pornofilms, die bewußte Verzögerung oder Beschleunigung sexueller Handlungen, ungewöhnliche Ortswahl, erotische Rollenspiele und Verkleidungen.
Vor allem in der westlichen Welt galten sexuelle Praktiken lange als Perversion, als Entartung und wurden von der Gesellschaft größten Teils tabuisiert. Allein der Vaginalverkehr, teilweise nur in bestimmten Stellungen, wurde als “normal“ akzeptiert. Noch heute ist die Bewertung sexueller Praktiken kulturabhängig.
Fetischismus: normal oder krankhaft?
Wenn eine Person (nur) durch den Anblick eines bestimmten Objekts in sexuelle Erregung gerät, spricht man auch von Fetischismus. Sogenannte Fetische können Kleidungsstücke (Schuhe/Stiefel, Lederbekleidung, Unterwäsche, Strapse, Strümpfe, Uniformen, Maske, Hut, Handschuhe, etc.) oder auch Körperteile (Füße, Hände, Beine, Haare, Brüste, Pobacken, Mandelaugen) sein. Es gibt jedoch auch Fetische, die mit den Gedanken an Geschlechtliches (Pelz, Haare) oder Ausscheidung (Leder, Gummi, Gerüche, Urin, Blut, Kot) verbunden sind.
Nach internationalen medizinischen Klassifikationen handelt es sich bei Fetischismus um eine Sexualstörung. Allerdings gilt es zwischen der Grenze “normal“ und “krankhaft“ zu unterscheiden.
Der Fetischismus ist dann als behandlungsdürftig einzustufen, wenn er zwanghaft wird, mit Ekelgefühlen oder schweren Selbstvorwürfen verbunden ist. In schweren Fällen kann Fetischismus zur Verletzung der eigenen Person (bis zur Genitalverstümmelung) oder anderer beteiligter Personen führen.
Guter Sex ist befreiend, wunderschön und facettenreich. Wer hat schon jeden Tag Lust auf Hausmannskost?! Um wieder mehr Schwung, Lust und Leidenschaft ins Bett zu bringen, bedarf es ab und zu kleiner Sex- Nuggets. Bestimmte Gegenstände, Körperteile, Materialien, Farben oder auch Gerüche haben eine gewaltige, sexuelle Anziehungskraft auf unser Lustzentrum. (Duftkerzen, Massageöl, sexy Dessous, Strapse, Korsagen, Latex oder Gummi, Dildo, Vaginalkugeln…) Bestimmte Gegenstände hin und wieder zur Luststeigerung zu nutzen, ist absolut normal.
Rollenspiele die “scharf“ machen
Der Mensch ist ein lustvolles, spaßiges und vor allem kreatives Wesen. Was gibt es schöneres als auf spielerische Weise mit seinem Partner die Sexualität auszuleben?
Rollenspiele sind ideal um die Sinnlichkeit wiederzuentdecken, um aus alten, meist eingefahrenen Rollenmustern auszusteigen und um neues, unbekanntes Terrain zu erkunden. Für kurze Zeit den Alltag zu entfliehen, sich in die Rolle einer anderen Person verwandeln, beim Sex jemand anderer zu sein, unbekannte Situationen erleben, neues ausprobieren, seinen Fantasien freien Lauf lassen – dies alles wirkt sich unheimlich entspannend und befreiend auf uns aus.
Erlaubt ist was gefällt, erlaubt ist was anmacht. Rollenspiele reichen vom Dirty Talk, über Fesseln (Fesselspiele) bis zu komplexen Rollen und Szenarien. Sprache, Kleidung, Benehmen, Handlungen, Aussehen könne gewechselt werden. Komplexe Veränderungen oder auch einfache nicht zeitaufwändige Spiele sind denkbar.
Man kann als Busfahrer seinen einzigen Fahrgast vernaschen oder als Ärztin dem Patienten eine ganz besondere Therapie verschreiben. Bei den sogenannten Doktorspielen mimt einer der Sexualpartner den untersuchenden Arzt, ein anderer den Patienten.
Beliebte sexuelle Rollenspiele sind auch die sogenannten Erziehungsspiele, bei denen der eine Partner in die Rolle des dominanten, erziehenden Parts schlüpft, während sich der andere scheinbar ungehorsam oder auch gehorsam und devot verhält. Egal ob man für kurze Zeit in die Person einer Prinzessin schlüpft, eine strenge Lehrerin, eine unnahbare Nonne, einen wilden Cowboy in Leder, einen begehrten Filmstar, einen Piraten oder Flugkapitän mimt. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt!
Macht bewußt ausleben
Auffallend ist, dass es in fast allen Rollenspielen um das Ausleben von Macht und Hierarchie geht.
Arzt/Patient, Lehrerin/Schüler, Chef/Sekretär, Herrin/Sklave, diese Rollenliste lässt sich lange fortsetzen. Alle haben den Aspekt der Macht gemeinsam. Eine Figur hat das Sagen, ist aktiv und befehlend, während die andere Person passiv, gehorchend, schwach und unbeholfen ist.
In den Spielen können Rollen ausgeübt werden, die einen in der Realität fehlen oder aber auch jene, die einen besonders liegen. Im Allgemeinen schlüpfen Menschen bei erotischen Rollenspielen in Rollen, mit denen sie im wahren Leben nichts, bzw. recht wenig zu tun haben.
Rollenspiele geben daher auch die Möglichkeit eine gewisse Distanz zur eigenen Person zu bewahren. Dies hilft dabei sich gehen und fallen zu lassen. Interessant beim Liebesspiel zu zweit, ist aber auch ein Wechselspiel der Dominanz.
Rollenspiele sind zwar nichts für jeden Tag, doch hin und wieder, können sie eine wunderbare Erfrischung und Abwechslung zum täglichen Sexualleben sein und unser Liebesleben enorm aufpeppen. Schlüpfen sie in andere Personen, in Filme, oder bestimmte Situationen. Inszenieren sie ruhig eine überzogene, abgehobene Handlung. Rollenspiele sollen Spaß machen und Fantasien freisetzen. Spätestens seit Desperate Housewives ist das Rollenspiel “reiche Frau und junger Gärtner“ beliebt 😉
[nipete]
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