Kann eine Frau „abspritzen“? „Wie, was?“, wird wohl der eine oder andere Mann unter euch sagen, „Abspritzen? Das ist doch das unumstößliche Privileg des Mannes!“. Na dann, liebe Machos, haltet euch fest, das gibt es! Natürlich ist es kein Spiegelbild der männlichen Ejakulation, aber in etwa ein Drittel aller Frauen macht im Leben mehr oder weniger oft und intensiv diese Erfahrung.
Bedauerlicherweise erleben viele Frauen diese intensive Lustgefühl beim ersten Mal mit Scham. Ein nasses Lacken, nicht selten – fälschlicherweise – unbemerktem Urinieren während des Geschlechtsverkehrs zugeordnet, und dementsprechend peinlich und betreten kann dieses Erlebnis ausfallen.
Tatsächlich ist es sogar Frauen, die Kenntnis von ihrer Fähigkeit zur Ejakulation haben, oftmals so unangenehm, dass sie alleine deshalb einen Orgasmus zurückhalten und sich selbst um das Vergnügen betrügen. Dabei ist das sprichwörtliche“ davonfließen“ ein Zeichen allerhöchster Erregung, ein Phänomen, das am Gipfel der Lust auftreten kann. Und wenn die Erzählungen der Wahrheit entsprechen, dann geht es Hand in Hand mit Orgasmen deluxe.
Zur weiblichen Ejakulation kommt es also grundsätzlich im Zustand höchster Erregung. Beim Geschlechtsverkehr, bei oraler Befriedigung, oder beim eigenen Zauberhändchen.
Sie ist grundsätzlich nicht an vaginalen Geschlechtsverkehr gebunden. Und sie kann ein einmaliges Phänomen bleiben. Da ihre Ursache nicht ausreichend erforscht ist, ist schwer zu sagen, was sie tatsächlich auslöst, oder unter welchen Bedingungen man ihre Bekanntschaft machen kann.
Unter jenem Drittel der Frauen, die über diese Erfahrung verfügen, finden sich beispielsweise Frauen, die jenes Erlebnis nur mit einem einzigen Mann hatten – und danach nie wieder. Da Sex sich bekanntermaßen im Kopf abspielt, kommt es, so scheint es, am ehesten dann zu diesem Phänomen, wenn sich Frauen völlig kopflos gehen lassen können und das Ruder zur Gänze ihrem Körper überlassen.
Sie driften womöglich also erst davon, bevor sie „zerfließen“.
Was jedoch mit Sicherheit bekannt ist, ist der physische Ablauf der weiblichen Ejakulation: Es wir in den paraurethralen Drüsen produziert, einer Art weiblicher Prostata. Diese sondern das Ejakulat, eine farblose bis milchige Flüssigkeit, bei höchster Erregung durch zwei winzige Ausgänge ab. Da diese direkt neben der Harnröhrenöffnung liegen, kann es mitunter, wie oben erwähnt, zur peinlichen Verwechslung mit Urin kommen.
Die Menge des weiblichen Ejakulats kann durchaus mit jenem des Mannes mithalten: So kann eine dahinfließende Frau in manchen Fällen bis zu drei Teelöffel füllen. Also Anstrengen, Männer! Ein Tipp dazu: Man vermutet eine mögliche Ursache der Ejakulation bei der Stimulation des legendären G-Punktes.
Ja, aufgemerkt, bei Stimulation jenes ominösen Punktes, auf dessen Suche sich schon ein Gro der Männerschaft vergeblich gemacht hat. Und da nicht in jedem ein Alexander Humboldt steckt, irren heute noch viele ziel- und orientierungslos durchs Unterholz. Hier also ein kleiner Lageplan für alle, die sich noch durchs Dickicht kämpfen:
Der G-Punkt befindet sich etwa 4-5 cm hinter dem Scheideneingang in unmittelbarer Nähe zur Harnröhre. Das Gewebe um die Harnröhre kann wie der Penis bei Erregung anschwellen und hart werden. Es ist also eigentlich eine G-Zone, dennoch ist dort ein bis zu 2cm großer Knoten zu ertasten, der G-Punkt!
Wer`s ganz genau wissen will: In etwa am Winkel beim Übergang zur Blase. Wer diesen Punkt also findet, ihn mit Penis oder Finger stimuliert, der hat gute Chancen, in den Genuss einer weiblichen Ejakulation zu kommen. Dabei kann es mitunter regelrecht „spritzen“ – soviel zum eingangs erwähnten Thema „abspritzen“, meine Herren.
Für alle unter euch, die abgesehen fürs Leben, auch etwas für den Intellekt lernen wollen: Der G-Punkt ist nach dem deutschen Gynäkologen Ernst Gräfenberg (also Gräfenberg-Punkt) benannt, der als erster diese Zone beschrieben hat.
In diesem Sinne, viel Spaß beim Suchen, meine Herren (wenn ihr ihn nicht findet, ist das nicht weiter schlimm, sex is fun, not work)! Und falls die Dame eures Herzens beschämt auf ein nasses Laken blicken sollte, dann nehmt sie in den Arm, drückt sie und seid stolz auf euch.
[thomer]
Linktipps:
Zu meiner Antwort vom 24. April 2012 (s.u.)möchte ich noch ergänzen, dass Untersuchungen an den Harnröhren verstorbener Frauen (keine Sorge, diese Frauen sind nicht während des „Spritzens“ dahingeschieden 😉 ) folgendes ans Tageslicht gebracht haben:
Ca. 8 % aller Frauen besitzen kein Skenedrüsen-Gewebe! Sie können also nicht ejakulieren. Die restlichen etwa 92 % variieren stark in der Anordnung und Anhäufung des Gewebes; von ganz wenig bis hinzu ganz viel (nahezu die ganze Harnröhre ist „umwickelt“). Dementsprechend unterschiedlich können die Austrittsmengen des Ejakulats sein.
Der Artikel ist im Großen und Ganzen zum Einstieg in die Thematik des “Squirtings” geeignet. Jedoch ist er recht oberflächlich recherchiert. Die Hinzuziehung von erfahrenen ejakulierenden Frauen hätte sicher zu einer differenzierteren Berichterstattung geführt.
Aus meiner Erfahrung als Yonimasseur (Tantramassage im Genitalbereich der Frau), aus privater Experimentierfreude mit diversen Partnerinnen und aus dem Studium entsprechender wissenschaftlicher Literatur, halte ich es für angebracht, einige Punkte richtigzustellen bzw. zu präzisieren.
“ …“ davonfließen“ ein Zeichen allerhöchster Erregung, ein Phänomen, das am Gipfel der Lust auftreten kann. Und wenn die Erzählungen der Wahrheit entsprechen, dann geht es Hand in Hand mit Orgasmen deluxe.“
Es ist ein Irrglaube, wenn man der Überzeugung ist, dass die weibliche Ejakulation mit einem Orgasmus einhergeht. In der Regel “spritzen” befähigte Frauen unabhängig vom Orgasmus. Das ist eine völlig eigenständige Qualität. Dabei ist es kein Widerspruch, wenn Orgasmus und Ejakulation gleichzeitig auftreten.
„So kann eine dahinfließende Frau in manchen Fällen bis zu drei Teelöffel füllen.“
Zu dieser These hätte ich gerne entsprechende Literaturangaben. Mit Verlaub, diese Aussage wird den Fähigkeiten der ejakulierenden Frauen eher nicht gerecht. Es mag Frauen geben, die lediglich diese drei Teelöffel oder noch darunter produzieren. Mir sind Fälle aus eigener Erfahrung bekannt, wo eher 0,3 Liter und mehr zutreffend sind. Zahlen von 0,5 bis 2 Liter werden auf einschlägigen Foren erörtert . Selbstverständlich sind das nicht die Mengen, die bei einem einzigen “Ausstoß” entstehen. Da Frauen unabhängig vom Orgasmus, also in immerwiederkehrenden Erregungsschleifen, ejakulieren können, wird die Menge eher durch deren körperliche Vefassung reglementiert. Das kann bis zur totalen Erschöpfung gehen. Selbst das beschreiben die betroffenern Frauen als beglückend.
„…einer Art weiblicher Prostata. Diese sondern das Ejakulat, eine farblose bis milchige Flüssigkeit, bei höchster Erregung durch zwei winzige Ausgänge ab. Da diese direkt neben der Harnröhrenöffnung liegen, kann es mitunter, wie oben erwähnt, zur peinlichen Verwechslung mit Urin kommen.“
Hier werden die parauretralen Drüsen beschrieben. Zur weiblichen Prostata zählen aber auch die zahlreich in die Harnröhre eintretenden periuretralen Drüsen. Denen verdanken die Frauen den oft unvermeidlichen “Harndrang” bei hoher sexueller Erregung (nicht durch die Harnblase veranlasst!). Sowohl para- als auch periurethrale Drüsen werden unter dem Begriff Skene-Drüsen zusammengefasst (Name des vermindlichen Entdeckers: Skene). Sie winden sich um das vordere Drittel der Harnröhre. Damit wäre auch in etwa die Lage des immer noch bezweifelteten G-Punkts (Achtung, hier handelt es sich um eine Zone und nicht wirklich um einen Punkt) beschrieben, wenn die vordere Vaginalwand als Projektionsfläche verstanden wird.
Insgesamt wird der G-Punkt von den sich füllenden Skene-Drüsen, dem Harnröhrenschwellkörper und einem dichten Netz von venösen Blutbahnen quasi “aufgepumpt”. Da hierzu ein besonders Maß an sexueller Erregung vorhanden sein muss, wird erklärlich, warum sich der G-Punkt im unerregten Zustand nicht lokalisieren läßt. Wer ihn suchen mag, der achte bitte darauf, dass mit der Suche nicht zu früh begonnen wird. Das wirkt sonst krampfig bis leicht schmerzend und erschreckt den G-Punkt. Der zeigt sich dann garantiert nicht. Im Zustand höherer Lust dürfte es ein leichtes sein bei einem Großteil aller Frauen genau ins Schwarze zu treffen.
Zur Psychologie der weiblichen Ejakulation sei erwähnt, dass die meisten Frauen ein tiefes Vertrauen zu ihrem Sexualpartner benötigen, um sich vollkommen dem “Dahinfließen” zu übergeben. Das erklärt, warum es bei einem bestimmten Partner geht und beim anderen halt nicht.
Ich wünsche allen ein spritziges Vergnügen
Ralf Buchty